Der brutale Krieg Russlands gegen die Ukraine läuft seit Beginn im Februar 2022 mit unverminderter Härte weiter, gerade die Zivilbevölkerung leidet unter den Angriffen Russlands. Seit vergangenem November ist das Saarland Partnerland der ukrainischen Oblast Lemberg. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger hatte bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung bereits die Anschaffung von medizinischem Gerät für die chirurgische Fakultät der Universität initiiert. Nun macht sich vom Saarland aus auch ein Hilfskonvoi auf den Weg in die Ukraine.
Rehlinger verabschiedete den Hilfstransport am gestrigen Montag, den 9.September, am Universitätsklinikum in Homburg – gemeinsam mit dem ukrainischen Generalkonsul Vadym Kostiuk, den UkraineFreundeSaar e.V. und weiteren Vertretern, die den Hilfstransport unterstützen. Ein Besuch der Ministerpräsidentin in Lviv unterstreicht die Notwendigkeit der Unterstützung, wie Rehlinger schmerzlich realistisch – und gleichzeitig auch beklemmend – erläutert.
„Der Besuch dort war außerordentlich bewegend. Ich konnte unter anderem ein altes Krankenhaus, eine Rehabilitationseinrichtung besuchen. Über mehrere Etagen waren Männer untergebracht, die allesamt mindestens ein Gliedmaß verloren hatten. Ganze Gänge voll mit Gehstützen und Prothesen, die dort angepasst worden sind. Ein Gang zum Friedhof, bei dem man quasi jeden Tag eine Reihe vorrücken musste mit jungen Menschen, die unsinnigerweise ihr Leben in diesem Krieg lassen mussten. Das hat bei mir Spuren hinterlassen”, so die Ministerpräsidentin.
Dabei schwingt bei dieser Spendenaktion dennoch auch die Hoffnung auf bessere und vor allem friedlichere Zeiten mit: „Es geht jetzt um die Unterstützung im aktuellen Krieg, aber es geht vor allem auch darum, dass wir alles dafür tun, dass dieser Krieg sehr schnell endet. Ich hoffe, dass unsere Solidarität nicht abreißt, denn der Krieg ist leider noch nicht zu Ende. Wir wollen unsere Partnerschaft auch mit der Region Lemberg ausbauen, allerdings als Friedensregion und nicht nur als Unterstützung in diesen Zeiten.“ Generalkonsul Vadym Kostiuk zeigte sich nicht nur mit einem kleinen Gastgeschenk an die Ministerpräsidentin dankbar über die Unterstützung, sondern würdigte das Engagement aller Beteiligten: „Jede Unterstützung, die sie uns geben, wird helfen und am richtigen Ort eingesetzt. Ich weiß, das Saarland ist nicht groß. Aber es geht nicht um die Größe des Territoriums, sondern um die Größe des Herzens! Und wir spüren das Herz dieses Landes in unserer Realität. Wir werden diese Unterstützung nicht vergessen!“
Der Hilfstransport umfasst fünfzehn Beatmungsgeräte, welche die Uniklinik Homburg und das Diakonieklinikum Neunkirchen zur Verfügung gestellt haben, sowie ein Ultraschallgerät des Klinikums St. Theresia in Saarbrücken. Außerdem sind weitere Hilfsgüter an Bord wie medizinische Verbrauchsmaterialien, Rollatoren und Rollstühle, aber auch Kinderkleidung. Ende September startet außerdem ein zweiter Konvoi mit Notstromaggregaten von Nordhessen auf Tiefladern in Richtung Podkarpackie, von wo aus sie nach Lviv transportiert werden. Ein fast neuwertiges Notstromaggregat wurde von der Feuerwehr des Landkreis St. Wendel zur Verfügung gestellt, da neue Geräte nur mit längerer Lieferzeit beschafft werden können. Weitere fünf Notstromaggregate wurden über die Ukraine Freunde Saar e.VC. beschafft.
Der Verein organisiert auch den Transport der Aggregate, für dessen Logistik sich das Bauunternehmen Peter Gross Bau aus St.Ingbert verantwortlich zeichnet. Dazu Simone Reiß, Prokuristin beim saarländischen Unternehmen Peter Gross Bau, erklärt: „Wir sind ein in der Region verankertes Unternehmen, das eben auch für die Region da sein will und in verschiedenen Bereichen auch soziale Projekte unterstützt. Bei der Medizintechnik haben wir bei der Verladung der Geräte geholfen. Der zweite Teil des Projekts besteht aus der Auslieferung von großen Stromaggregaten nach Lviv, da übernehmen wir die Logistik von Deutschland nach Polen.“ Und dabei ist ordentlich Power notwendig, wiegt doch das größte Aggregat vier Tonnen bei knapp vier Meter länge. Die kleineren Geräte sind mit einer bis anderthalb Tonnen auch nicht gerade Leichtgewichte.
Im Anschluss an die Verabschiedung des Hilfskonvois besuchte die Ministerpräsidentin die US Airbase Ramstein. Auch dort ging es um die Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg, insbesondere um die Rolle der US Airbase und die Aufgaben der US- und NATO-Seite. Der Luftwaffenstützpunkt Ramstein ist einer der zentralen logistischen Knotenpunkte für die US-Streitkräfte in Europa. Teile der Unterstützung für die Ukraine werden über dieses logistische Drehkreuz abgewickelt.
Mehr Informationen zum Verein UkraineFreundeSaar e.V.: www.ukrainefreundesaar.de