In der Führungsstelle des Katastrophenschutzstabes. - Foto: Sandra Brettar
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Das mehrtägige Hochwasser über Pfingsten hat auch im Saarpfalz-Kreis große Schäden angerichtet. Für alle sichtbar wird dies u. a. im Europäischen Kulturpark in Reinheim, wo man noch nicht zu einem Alltagsbetrieb zurückkehren konnte. Auch wenn Überflutungen zeitversetzt und eher punktuell einsetzten, wurde die Koordination überörtlicher Aufgaben durch den Stab des Katastrophenschutzes der Unteren Katastrophenschutzbehörde im Saarpfalz-Kreis notwendig.

Bereits am Freitagmorgen berief Kreisbrandinspekteur Uwe Wagner, Bereichsleiter Katastrophenschutz, den Katastrophenschutzstab in die Führungsstelle im Lagezentrum der Unteren Katastrophenschutzbehörde ein. Noch ging es nur darum, die Pegelstände im Auge zu behalten. Doch die Szenarien von ergiebigem Stark- wie auch ergiebigem Dauerregen verschärften die Hochwasserlage zunehmend, so dass der Katastrophenschutzstab noch am gleichen Tag und mit sukzessiver personeller Aufstockung seine Arbeit aufnahm. Während das Augenmerk am Freitag auf überlaufende Rückhaltebecken und schnell ansteigende kleinere Nebenflüsse der Blies lag, war es ab Samstag die Blies selbst, die stellenweise Pegelstände erreichte, die gar zu einem Jahrhunderthochwasser führten, so beispielsweise in Reinheim. Überhaupt erreichten nahezu alle Nebengewässer der Blies Jahrhunderthöchststände. Nicht zu vergessen, die Überflutung der Blieskasteler Altstadt, nachdem ein Pumpensystem in der Kanalisation ausgefallen war. Einsatzschwerpunkte waren demnach in Blieskastel (Innenstadt, Altheim, Lautzkirchen), in Gersheim (Ortsmitte, Reinheim, Walsheim, Peppenkum), in Homburg (Kirrberg, Jägersburg) und in der Gemeinde Mandelbachtal (Bliesmengen-Bolchen, Ormesheim). In Limbach waren die Bliesstraße, die Hauptstraße und die Bahnhofstraße stark betroffen.
Insgesamt waren bis Dienstagmittag nach Pfingsten über 50 Personen in die Stabsarbeit zur Bewältigung der Unwetterlage involviert: die Fachberater der Hilfsorganisationen THW, DRK und Malteser mit ihren Mitarbeitenden sowie die Stabsfunktionäre der Sachgebiete S1 bis S6, Personal aus kommunalen Feuerwehren und Werkfeuerwehren, aus Bundeswehr (Kreisverbindungskommando), vom Fernmeldezug, nicht zuletzt Mitarbeitende aus dem Landratsamt sowie zwei externe Helfer. Die Liste der Aufgaben war lang. Es zählten dazu: Überwachung der Pegelstände, Einholen der Lageberichte aus den Kommunen mit Weitergabe an die Koordinierungsgruppe des Landes, Weitergabe von Informationen aus Bund und Land, Anforderung und Koordination externer Kräfte (beispielsweise THW) sowie Koordination von Kräften aus kreisangehörigen Feuerwehren und Wehren aus anderen Landkreisen, Bereitstellung von Treibstoff und mobilen Tankstellen, Organisation von zusätzlichen Booten, Koordination und Unterstützung von Hilfeersuchen aus anderen Landkreisen und Kommunen (Regionalverband, Contwig), Beschaffung von Sand und leeren Säcken, Bereitstellung gefüllter Sandsäcke, Unterstützung bei der Evakuierung eines Pflegeheims in Gersheim, Klärung der Aufnahme von Patienten bei möglicher Evakuierung weiterer Pflegeheime, Vorbereitung von Unterkünften von externen Helfern, Bereitstellung unter anderem von Getränken, Absperrbarken, mobilen Toiletten und Containern zur Müllentsorgung.

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Die Aufzählung ist nicht vollzählig, sie gibt jedoch einen guten Überblick über die Anforderungen an den Katastrophenschutzstab. „Wichtig war zudem die Besetzung des Bürgertelefons bis Sonntagmittag. Zwar wurde es nicht übermäßig stark frequentiert, da die Bürgerkommunikation sehr gut über die Kommunen selbst abgedeckt wurde. Nichtsdestotrotz suchten einige Menschen den Kontakt, denen wir unsererseits dann weiterhelfen und sie mitunter auch beruhigen konnten. Erwähnen möchte ich auch die Organisation der Verpflegung der Einsatzkräfte, die teilweise über den Stab durch die Sanitätseinheiten organisiert wurde“, berichtet Uwe Wagner, der über die Pfingsttage wie viele andere auch nur wenig Schlaf bekam. Zu besonderen Vorkommnissen zählt er u. a. auch die Entsendung der Wasserrettungszüge Westerwald und Taunus zur Rettung von Kälbern nach Einöd oder die Meldung von zwei vermissten Personen – einer Frau und einem Kleinkind – im Bereich Flughafen, die jedoch beide zügig aufgefunden wurden. Eine bemerkenswerte Zahl sei noch genannt: Über 30000 Sandsäcke wurden bereits ab Donnerstag bis zur Beruhigung der Lage befüllt und in die Kommunen zugestellt. Die gesamte Sandsacklogistik lag also ebenfalls in der Verantwortung des Stabes.

Landrat Dr. Theophil Gallo resümiert: „Für mich war es selbstverständlich, dass ich an dem Samstag vor Pfingsten nicht in Urlaub abgereist, sondern im Kreis geblieben bin und neben den Besprechungen in Lagezentrum immer wieder im Kreisgebiet und zu den neuralgischen Punkten unterwegs war. Die Stabsarbeit hat sehr gut funktioniert. Die Bedarfe, die aus den Kommunen an uns herangetragen wurden, konnten erfüllt werden, die Logistik hat gestimmt. Ich bedanke mich ausdrücklich bei allen, die sich in dieser Stabsarbeit eingebracht haben. Es waren auch zahlreiche Ehrenamtliche dabei, auf deren Expertise wir nicht verzichten konnten und können. Wir haben wieder Erfahrungen gemacht, aus denen wir lernen und bei weiteren Einsätzen dieser Art umsetzen müssen. Dazu gehört beispielsweise, dass wir Hilfsgüter wie Sandsäcke oder Treibstoff bereits frühzeitig, bei den ersten konkreten Warnmeldungen für den Ernstfall vor Ort bringen, so dass diese Güter in einem kritischen Zeitraum bereits vor Ort vorhanden sind und nicht erst bei Bedarf dorthin transportiert werden müssen. Wenn Straßen wegen Überflutung, Erdrutschen oder Sonstigem kurzfristig gesperrt werden müssen, kommen Lieferungen schlicht nicht mehr schnell oder nur über Umwege, die Zeit kosten, an ihren Platz. Dies kann und muss durch frühzeitige Maßnahmen vermieden werden. Insgesamt habe ich eine bemerkenswerte Zusammenarbeit zwischen den Einheiten in den Kommunen und dem Katastrophenschutzstab des Kreises gesehen sowie eine großartige Bereitschaft zur Mithilfe in der Bevölkerung. Das macht mich durchaus stolz und dafür bin ich auch dankbar. Ideal wäre es natürlich, wenn der eine oder die andere sich entschließen könnte, dauerhaft und regelmäßig in einer der Hilfsorganisationen mitzuarbeiten, was zu einer weiteren Entlastung der Ehrenamtlichen und natürlich zur notwendigen Verstärkung der Organisationen führen würde.“

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