Am Donnerstag, 11. April 2024, lädt die Paul Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum zu einer Gastvorlesung von Professorin Dr. Maike Rotzoll aus Marburg über „Erinnerungsorte der Psychiatrie, Anmerkungen zur Geschichte des Gedenkens an die Opfer der NS-Medizinverbrechen“ ein. Die Veranstaltung findet um 18:15 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Biochemie (Geb. 45) am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg statt. Der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind zur Teilnahme herzlich eingeladen.
Die Paul Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum bietet regelmäßig Vorträge zur Ethik in der Medizin und zur Erinnerungskultur an. Mit der Psychiaterin Professorin Dr. Maike Rotzoll konnte eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Medizingeschichte, Theorie und Ethik der Medizin für eine Gastvorlesung in Homburg gewonnen werden. Sie wird in ihrem Vortrag über die Medizin während der NS-Zeit und über Erinnerungsorte an diese Zeit berichten.
Zum Hintergrund: Am Landeskrankenhaus Homburg wurden in der Zeit von 1935 bis 1939 im Rahmen der NS-Ideologie an neurologisch-psychiatrischen Patienten Zwangssterilisationen durchgeführt. Bei der Räumung des Landeskrankenhauses im Jahre 1939 wurden die Betroffenen u. a. nach Herborn, Weilmünster, Eichberg und Uchtspringe und in vielen Fällen weiter in die Tötungsanstalten Bernburg oder Hadamar verlegt. Im Konzentrationslager Hadamar sind einige dieser Menschen ums Leben gekommen.
In den vergangenen Jahren wurden viele dieser Fälle aufgearbeitet. Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus hat das Saarländische Landesarchiv am 27.1.2024 eine aktualisierte Liste der saarländischen Euthanasieopfer veröffentlicht.
Die Referentin Prof. Dr. Rotzoll hat Medizin an den Universitäten Lübeck und Heidelberg studiert. Sie promovierte in Medizingeschichte an der Universität Lübeck. Nach ihrer Facharztprüfung im Fach Psychiatrie habilitierte sie sich 2014 im Fach Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. Nach Positionen als kommissarische Direktorin an Instituten für Geschichte und Ethik der Medizin an den Universitäten in Heidelberg und Halle übernahm sie 2022 den Lehrstuhl für Geschichte der Pharmazie und Medizin an der Philipps Universität Marburg. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Medizin im Nationalsozialismus, die Geschichte der Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert und die Medizin in der frühen Neuzeit. Sie ist Mitglied im Beirat des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zur Aufklärung über die Opfer der „Euthanasie“ mit dem Schwerpunkt auf den Zwischenanstalten von Hadamar. Prof. Rotzoll ist weiterhin Mitglied des Beirats für die Neukonzeption der Gedenkstätte Hadamar.
Eine Anfahrtsbeschreibung findet sich hier.