Das Neurozentrum am UKS muss modernisiert werden. Es kann aber nicht umgebaut und weitergenutzt werden. Stattdessen plant das Land einen Neubau im dreistelligen Millionenbereich. - Foto: Rosemarie Kappler
Anzeige

Wirklich neu war die Information nicht, die Bürgermeister Michael Forster (CDU) am Mittwoch im Stadtrat gab: Der Altreifen-Recycler Pyrum aus Dillingen wird nun doch nicht in Homburg seinen geplanten zweiten Standort bauen.

Bereits kurz vor Weihnachten hatte Geschäftsführer Pascal Klein die Stadtspitze darüber informiert, dass sein Unternehmen vom bereits vor einem Jahr optionierten Geländekauf an der Remise zurücktreten muss. Das Unternehmen hat nun in Perl-Besch einen Standort gefunden, der sämtlichen Auflagen entspricht. Und einen Tag vor der Homburger Stadtratssitzung hatte der dortige Gemeinderat das begrüßt und zugestimmt.

Anzeige

Forster war es wichtig – das hatte Klein auch bereits in einem Interview so dargestellt – dass es nicht an der Stadt Homburg lag, weshalb die vor einem Jahr bejubelte mögliche Ansiedlung scheiterte. Im Presse-Vorgespräch vor der Stadtratssitzung erklärte er: „Seitens der Stadt Homburg wurde schnell und unkompliziert gehandelt. Genehmigungsbehörde ist aber das Land. Beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) sind aber Hürden aufgebaut worden, die Pyrum nicht überspringen konnte. Die Remise liegt in einer Wasserschutzzone III. Das LUA hat nach seinen Vorschriften keine Genehmigung erteilen können. Wir haben dann auch mit der Hausleitung des Umweltministeriums gesprochen, ob eine Ausnahmegenehmigung möglich wäre.“

Mit großem Fragezeichen hatte das LUA nach Forsters Darstellung nicht die im Rahmen des Recycling-Prozesses anfallenden Stoffe versehen, sondern deren Menge. Und da hatte sich die Behörde im Rahmen des Wasserschutzes nach den Bundesvorschriften richten müssen. „Wir haben auch nach Alternativstandorten für die Lagerung des Stoffes gesucht, und haben auch mit Michelin gesprochen. Wir haben nach allen Möglichkeiten gesucht, um die Ansiedlung doch noch zu gewährleisten. Am Ende mussten wir sie dann doch leider begraben“, so Forster. Manfred Rippel als Erster Beigeordneter, bestätigte: „Wir waren seitens der Verwaltung kreativ und haben wirklich alles versucht.“ „An Bundesverordnungen, die den Gewässerschutz betreffen, kommt man eben nicht vorbei“, erklärte Bauamtsleiter Frank Missy, und ordnete die Absage von Pyrum als Beispiel dafür ein, wie Verordnungen des Bundes Innovationen vor Ort in den Kommunen verhindern können. Rippel geht noch einen Schritt weiter: „Wir stellen hier in Homburg mit unserem Grundwasser die Wasserversorgung für Teile des Saarlandes sicher. Und damit haben wir dann auch noch Nachteile.“ Einig waren sich Forster, Rippel und Missy darin, dass die von Pyrum vorgesehenen Sicherungsmaßnahmen nach menschlichem Ermessen ausreichend gewesen wären. Die Genehmigungsbehörde musste allerdings nach Bundesrecht entscheiden und da genieße der Wasserschutz höchste Priorität.

Anzeige

Vor Forsters Information im Stadtrat standen noch die unkritischen Beschlüsse zu zwei Bauvorhaben auf der Agenda, die einstimmig durchgewunken wurden. Zum einen ging es um den geplanten Seniorenpark am alten Jägersburger Bahnhof. Missy hatte vor der Ratssitzung erklärt: „Wir sind mit diesem Projekt noch am Anfang und wollen mit einem Vorentwurf in die Trägerbeteiligung. Das hat den Vorteil, dass wir von fachlicher Seite aus die Problemfelder genannt bekommen, was den Natur- und Denkmalschutz betrifft. Damit bekommt man alle Möglichkeiten für planerische Varianten, was an Nutzung geht und was für die Rettung der historischen Gebäude getan werden kann.“

Ähnlich wird auch die Vorgehensweise im Rahmen des Neubaus des Neurozentrums auf dem Homburger Campus sein, wo es um die Anbindungsvarianten an die Kirrberger Straße geht, und wo die Stadt Homburg und ihr Rat gefragt sind. Zur Erinnerung: Im Rahmen des 2007 verabschiedeten Masterplanes wurden und werden millionenschwere Neubauprojekte realisiert. 2021 wurde der Neubau eines OP-Traktes und des Neurozentrums beschlossen. Eine Ertüchtigung des Gebäudekomplexes auf dem sogenannten „Nervenberg“ kam aus Sicht des Landes nicht in Frage. Stattdessen soll ein Neubau im dreistelligen Millionenbereich nahe dem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz entstehen. „Diese Investition wird das UKS in eine neue Moderne führen. Es entsteht ein Neurozentrum mit überregionaler Bedeutung und wichtiger Versorger für den gesamten Südwesten“, so Bürgermeister Forster. Bauamtsleiter Missy: „Wir sind dabei die baurechtschaffende Kommune und müssen die Fachbehörden in eine kreative Phase überleiten. Wir sind froher Hoffnung, dass es am Ende eine zufriedenstellende Lösung gibt, denn die medizinische Versorgung ist notwendig. Die verkehrliche Anbindung ist in dem Kontext ein Randthema.“ Den Vorplanungen stimmte der Rat geschlossen zu.

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein