Es war ein sehr gutes Wochenende für den FC 08 Homburg in der Regionalliga! Zugegeben: die 1.Mannschaft hatte daran nur geringen Anteil. Denn beim SV Waldhof setzte es eine 0:2-Niederlage. Besser machten es da die C-Jugend beim 7:1 und die A-Jugend beim 3:2-Sieg jeweils gegen den FK Pirmasens. Die B-Jugend hingegen unterlag am Sonntag in der Regionalliga dem 1.FC Kaiserslautern II nur knapp mit 2:1. Wir waren beim Spiel der A-Jugend vor Ort und haben, neben dem Spielbericht, ein ausführliches Interview mit dem Co-Trainer, Florian Beck, über die Mannschaft und die Perspektiven im Jugendfussball geführt.
Der Spielbericht:
Die Zuschauer auf dem Kunstrasen des Homburger Kahnplatz dürften ihr Kommen nicht bereut haben – sofern sie Anhänger der Grün-Weißen waren. Denn zum Auftakt einer neuen Saison im Jugendfussball ist es immer schwer einen klaren Favoriten zu benennen. Aber die wenigsten hatten vor dem Anpfiff mit einem Sieg des FC 08 Homburg gerechnet.
Doch schon in der Anfangsphase der Partie fand sich der FCH besser zurecht: nach nicht mal vier Minuten gab es den ersten Warnschuss in Richtung Pirmasenser Gehäuse. Die Führung für die Mannschaft von Michael Berndt besorgte dann Marcel Ecker per Foulelfmeter – zuvor wurde der Schütze im Strafraum des FKP regelwidrig von den Beinen geholt. Danach übernahmen die Gäste aus Pirmasens für 15 Minuten die Spielkontrolle, der FCH in dieser Phase zu passiv in den Zweikämpfen. Nach einer Fehlerkette auf der linken Abwehrseite konnte Felix Decker in der 24.Minute den Ausgleich besorgen und knapp zehn Minuten später brachte Jan Luca Hahn den FKP in Führung. Doch der FCH ließ sich nicht davon verunsichern und mit einem Treffer der Marke „Tor des Monats“ konnte Michael Müller (42.Minute) ausgleichen: sein Schuss aus 30 Metern schlug unhaltbar für den Gäste-Keeper im rechten Winkel ein. Und die Grün-Weißen durften kurz darauf noch einmal jubeln: nach einem feinen Solo von Nico Weitmann durch das Mittelfeld, kommt am linken Strafraumeck Arbnor Qorovigi an die Kugel und trifft mit einem sehenswerten Schlenzer zur Führung. Mit dem Stand von 3:2 für den FC 08 Homburg wurden dann die Seiten gewechselt.
Im zweiten Spielabschnitt mussten dann beide Teams den Temperaturen ihren Tribut zollen, auch wenn der FC 08 Homburg die etwas aktivere Mannschaft war. Mit der Führung im Rücken ergaben sich immer wieder aussichtsreiche Kontersituationen. Bei einem Lattentreffer Mitte der zweiten Hälfte und einer Eins-gegen-Eins-Situation kurz vor Schluss versäumte der FCH die vorzeitige Entscheidung. Da der FK
Pirmasens aber nur selten gefährlich im Strafraum der Homburger auftauchen konnte, durften die Spieler der Grün-Weißen am Ende über die ersten drei Punkte jubeln. Dazu Trainer Michael Berndt: “Auch wenn es vielleicht abgedroschen klingt: am Ende war die Mannschaftsleistung und der Wille entscheidend. Wir haben gut angefangen, haben aber nach der Führung nicht konsequent verteidigt und waren zu weit weg von den Gegenspielern. Die Tore kurz vor der Halbzeit kamen dann zum richtigen Zeitpunkt. Im zweiten Spielabschnitt hat uns das Ergebnis dann in die Karten gespielt. Dennoch hatten wir, gerade bei dem Wetter, mehr zuzusetzen, müssen aber die ein oder andere Situation besser ausspielen. Wir haben gesehen, dass wir körperlich dagegenhalten können und sich gerade in solchen Spielen das Athletiktraining mit Steven Berni bewährt.” Die Mannschaft von Trainergespann Michael Berndt und Florian Beck hat am nächsten Wochenende Pause und trifft in der nächsten Partie auf den Mitaufsteiger Mühlheim-Kärlich.
Das Interview:
HOMBURG1: Nach langen Jahren stellt der FC 08 Homburg wieder eine Mannschaft in der A-Jugend-Regionalliga. Dazu ein kurzer Rückblick: Fasse doch mal kurz die vergangene Runde zusammen und erkläre unseren Lesern die Gründe für euren Erfolg! Wertest du den Aufstieg eher als Überraschung oder habt ihr mit einem Spitzenplatz gerechnet?
Florian Beck: Im Rückblick kann man die Saison 2015/2016 in der A-Jugend-Verbandsliga auf einen Zweikampf zwischen uns und der JFG Schaumberg-Prims zusammenfassen. Wir waren in der Summe das konstantere Team und daher bereits drei Spieltage vor Ende Meister. Ausschlaggebend war sicherlich auch das deutliche 6:0 beim direkten Konkurrenten. Es war ein interessantes und sportlich faires Titelrennen. Mit 23 Siegen, zwei Unentschieden und einer Niederlage am letzten Spieltag kann man aber auch von einem verdienten Aufstieg sprechen.
Der Pfeiler des Erfolgs war das Team. Alle Spieler haben die komplette Saison vorbildlich als Mannschaft gearbeitet und sind dementsprechend fokussiert aufgetreten und haben enorme Entwicklungsschritte gemacht. Dazu kam, dass wir in allen entscheidenden Partien zur Stelle waren und von zu schwerwiegenden Verletzungen verschont blieben. Außerdem war unser Kader auch in der Breite qualitativ gut aufgestellt.
Im Jugendfußball kann man nicht mit einem Aufstieg planen. Da spielen im Laufe einer Saison so viele Faktoren mit ein, die man nur bedingt beeinflussen kann. Von daher war es eine Überraschung. Wir wollten unsere Jungs weiterentwicklen und dass dabei dann die Meisterschaft bei rum kommt – umso schöner. Natürlich war klar, dass wir eine gute Mannschaft haben. Dass wir aber so souverän durchgehen, das war nicht zu erwarten. Für Außenstehende wirkt aber eine Meisterschaft natürlich noch besser.
HOMBURG1: Bevor ihr am Samstag endlich in die Runde einstiegen seid, liegt eine lange Vorbereitung hinter euch. Wie zufrieden wart ihr mit dem Verlauf im Training und in den Testspielen?
Florian Beck: Unsere Vorbereitung war gut. Bis auf zwei, drei Blessuren und zwei länger Verletzte Spieler, sowie den ein oder anderen Urlauber, waren wir meist vollständig. Wir haben mit Spielen gegen Saar 05 Saarbrücken 2, FC Köln U17, 1. FCK U17 oder Schaumberg-Prims versucht, auch die Testspiele auf einem hohen Niveau zu spielen. Auch nutzen wir die Vorbereitungsspiele, um gewisse Dinge zu testen und allen Spielern Einsatzmöglichkeiten zu geben.
Die Mannschaft zieht gut mit. Natürlich sind für die neuen Spieler viele neue Dinge zu verarbeiten und unsere Idee des Fußballs zu verinnerlichen. Aber über Trainingseifer können wir nicht klagen.
HOMBURG1: Wie muss man sich als Außenstehender eine Vorbereitungswoche der A-Jugend beim FC 08 Homburg vorstellen? Wie läuft dabei die Zusammenarbeit mit Michael Berndt als „Chef-Coach” ab?
Florian Beck: Wir trainieren vier bis fünf mal die Woche. Gehen wir davon aus, dass Samstags ein Spiel ist, haben wir Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag unser Mannschaftstraining.
In der Vorbereitung waren wir sieben Wochen fast jeden Tag unterwegs. Dazu kommen noch Einheiten mit Athletikcoach Steven Berni. Das führ zwar zu Muskelkater, hilft den Jungs aber enorm weiter. In der Vorbereitung haben wir auch meist mehr als 2 Stunden trainiert, dazu kommen natürlich noch viele Einzel- und Gruppengespräche.
Die Zusammenarbeit zwischen Michael Berndt und mir läuft sehr harmonisch. Nicht umsonst gehen wir in unsere dritte Runde. Die meisten Entscheidungen fällen wir zusammen, das letzte Wort hat natürlich der Chef. Auch die vielfältigen Aufgaben teilen wir uns auf. Unsere Freundinnen spötten, weil wir so viel telefonieren. Im sportlichen Bereich sind vier Augen extrem wertvoll, weil jeder wieder andere Dinge wahrnimmt, die dann dementsprechend in die Planung einfließen.
HOMBURG1: Die kommende Runde verspricht jede Menge spannender Aufgaben auf dem Spielfeld. Dazu wird entsprechend eine schlagkräftige Truppe benötigt. Wie setzt sich euer Kader zusammen? Welche „Spielphilosophie” möchtet ihr auf dem Platz sehen?
Florian Beck: Klassische Abgänge – abgesehen von den Spielern, die uns altersbedingt verlassen mussten – gibt es eigentlich keine. Neu zum Team stoßen 9 Spieler der letztjährigen U17 und vier externe Neuzugänge: Anas Hafid als Torwart von der U17 der SV Elversberg, Joel Ebler vom SV Hermersberg fühlt sich im Mittelfeld am wohlsten, genauso wie David Wagner von der TSG Kaiserslautern. Flüchtling Amir Ali sehen wir als offensive Verstärkung. Dazu kommen 10 Spieler des letztjährigen U19-Jahrgangs.
Wir haben bewusst auf zu viele externe Zugänge verzichtet, denn wir wollten den Spielern aus den eigenen Reihen, die im letzten Jahr so tolle Erfolge erzielt haben, die Chance geben, Regionalliga zu spielen. Wir hatten etliche externe Anfragen und bei der Auswahl vor allem auf charakterliche Dinge geachtet, z.B. wie fügt sich der Spieler ins Team ein. Unsere Spielphilosophie ist dabei eigentlich einfach: Tore schießen und Tore verhindern. (lacht) Nein, im Ernst: Wir wollen als Team auftreten. Das bedeutet, dass alle 23 Mann den gleichen Anteil am Erfolg haben. Wir wollen zudem fußballerisch zum Erfolg kommen, sprich kein Ergebnisfußball, sondern offensiv und mutig.
HOMBURG1: Welche Erwartungen stellt ihr als Trainer an die kommende Saison? Was sind eure Ziele und welche Rolle kann die A-Jugend in der Runde spielen? Welchen Stellenwert hat der Saarlandpokal?
Florian Beck: Wir wollen – wie in den letzten Jahren – die einzelnen Spieler und die Mannschaft weiterentwickeln. Wenn wir als Team auftreten und alle verinnerlichen, dass sie ihren Teil zum Erfolg beitragen, auch wenn sie mal auf der Bank sitzen, dann sollte es schon möglich sein, die Klasse zu halten. Ziel ist ganz eindeutig, unsere Jungs schnell an die Regionalliga zu gewöhnen und in aller erster Linie – auch durch unsere hohe Trainingsintensität – auf den höherklassigen Aktivenfußball vorzubereiten.
Der Saarlandpokal ist eine schöne Nebensache. Diesmal starten wir ja erst im Achtelfinale und sind in den meisten Begegnungen Favorit. Da sich der U19-Pokalsieger für den Junioren-DFB-Pokal qualifiziert, ist natürlich schon ein Anreiz da. Wobei dazu natürlich alles optimal verlaufen müsste. Das interessante am Pokal ist aber natürlich, dass in einem Spiel immer alles möglich ist. Das haben wir letzte Saison gezeigt, als wir den Bundesliganachwuchs des FCS in die Verlängerung gezwungen haben.
HOMBURG1: Der FC 08 Homburg hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich in seiner Jugendarbeit verbessert. In der kommenden Runde spielt, neben deiner Mannschaft, auch die C- und B-Jugend in der Regionalliga. Wie schwer wird es für den Verein, sich dort zu etablieren oder sogar noch einen Schritt weiter zu gehen? Wie sieht es im Bereich Infrastruktur aus?
Florian Beck: Zunächst mal ist das ein toller Erfolg für den Verein und das Ergebnis der in den letzten Jahren eingeschlagenen Kontinuität. Ich denke, dass alle Mannschaften die Chance haben, in der Klasse zu bleiben. Und selbst wenn eine Mannschaft mal absteigen sollte, ist das für die Entwicklung der Jugendabteilung kein Beinbruch. Zur Bundesliga ist es natürlich ein richtig weiter Weg, da man sich dort fast ausschließlich mit NLZs (Nachwuchsleitungszentrum) messen müsste. Aber träumen muss ja erlaubt sein.
Infrastrukturell soll sich ja was tun. Das wäre natürlich richtig toll, wir müssen ja jetzt schon regelmäßig nach Bruchhof, Kirrberg oder hinter das Sportzentrum ausweichen.
HOMBURG1: Mit dem 1.FC Saarbrücken, der SV Elversberg, dem 1.FC Kaiserslautern und dem FK Pirmasens arbeitet ihr in einem heiß umworbenen Umfeld was die besten Talente der Region angeht. Dazu kommen noch die Vereine aus dem Stadtgebiet, die auch das Beste für ihre Jugend wollen. Wie schwierig ist da der Kampf um die besten Spieler?
Florian Beck: Mit den Teams aus dem Stadtgebiet pflegen wir einen guten Kontakt und Austausch. Natürlich sind Talente in der Region heiß begehrt. Wir setzen vor allem darauf, dass sich unsere gute Arbeit rumspricht und die Interessenten dann auch auf uns zukommen. Mund-zu-Mund-Propaganda wirkt oft besser als die beste Werbung. Ich denke dadurch, dass mit dem Noch-A-Jugendlichen Eric Höh als dritter Torwart und Tobias Zöllner zwei Spieler im Kader der 1. Mannschaft sind, haben wir schon einen ersten Schritt getan. Auch die acht Spieler, die unsere U23 um Andy Sorg und Peter Anyloybi verstärkt haben, führen den dort eingeschlagenen Weg erfolgreich fort.
HOMBURG1: Du bist, mit einer kurzen zeitlichen Unterbrechung, schon lange Jahre in der Jugendabteilung der Grün-Weißen tätig. Haben Spieler aus einem regionalen Umfeld überhaupt eine Chance auf höherklassigen Fussball Richtung Oberliga/Regionalliga oder sogar 3.Liga?
Florian Beck: Natürlich haben sie das. Klar, in den Nachwuchsleistungszentren sind viele Spieler, die den Sprung schaffen wollen und vielleicht einen Vorsprung haben. Aber wenn der absolute Wille da ist, ist vieles möglich. Das sieht man nicht zuletzt an Eric und Tobias. Aber auch aus der Vergangenheit: Lukas Hoffmann, viele Jahre beim FCH, spielt jetzt in der 3. Liga, einige weitere immerhin in der Oberliga. Der Sprung ist sicherlich ein großer, aber der Glaube daran und der Ehrgeiz kann viel bewirken.
HOMBURG1: Neben dem persönlichen Ehrgeiz der Spieler: Zählt bei der Ausbildung der Spieler im Ergebnis das höchstmögliche Talent bzw. die höchste Spielklasse? Wie motiviert man junge Menschen dazu, viel Freizeit in ihr liebstes „Hobby” zu stecken?
Florian Beck: Wir achten insbesondere auf den Charakter, bevor wir auf das Talent schauen. Natürlich muss ein Spieler, der in der U19 zu uns stößt, eine gewisse fußballerische Vorbildung haben. Aber das größte Talent nützt nichts, wenn die Fähigkeiten nicht ins Team eingebracht werden und man sich darauf ausruht. Bei der Entwicklung zählt nicht so sehr, ob man Verbands- oder Regionalliga spielt. Viel wichtiger ist die Trainingshäufigkeit. Trainiert ein Spieler etwa nur dreimal, wird er es – auch trotz hohem Talent – bei sechs bis acht Einheiten bei der 1. Mannschaft fast nicht schaffen können – alleine schon vom Körperlichen.
Um sich durchzusetzen braucht man eben eine gesunde Mischung: Talent – Ehrgeiz und natürlich Glück, was zum Beispiel Verletzungen angeht. Motivation bringen fast alle Spieler mit – allein durch ihre Lust am Sport. Sie investieren viel Zeit in ihr Hobby und werden dafür auch optimal ausgebildet.
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