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Obwohl in Deutschland zuletzt so viele Kinder geboren wurden wie seit 25 Jahren nicht mehr, hat das sogenannte „Geburtendefizit“ 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Den rund 796.000 Neugeborenen standen im letzten Jahr etwa 1.024.000 Todesfälle gegenüber – dadurch errechnet sich ein Geburtendefizit von 228.000. Wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) berichtet, ist dies der höchste Wert seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

In Deutschland ist die Geburtenbilanz seit vielen Jahren negativ. Den letzten Geburtenüberschuss gab es 1971 − seitdem übersteigt die jährliche Zahl der Todesfälle die der Geburten. 1975 lag das Defizit schon bei -207.000, bevor es sich bis 1988 wieder erholte (-8.000). Anschließend hat sich der Wert tendenziell erneut vergrößert.

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Eine wesentliche Ursache für den momentanen Anstieg ist die zunehmende Alterung der Bevölkerung: Die gestiegene Lebenserwartung und das Nachrücken stark besetzter Jahrgänge in ein höheres Lebensalter haben die Zahl alter Menschen ansteigen lassen. Selbst eine konstante oder wachsende Kinderzahl führt dann zu einem steigenden Geburtendefizit. Dieser langfristige demografische Trend hat sich schon seit Jahren abgezeichnet. Der Einfluss der Corona-Sterblichkeit auf diese Entwicklung verstärkte den Effekt, war aber nicht maßgeblich.

Entwicklung des jährlichen Geburtendefizits seit 1950
Grafik: BiB

50. Geburtendefizit in Folge

2021 verzeichnete Deutschland im 50. Jahr in Folge ein Geburtendefizit. Insgesamt verstarben hierzulande in den letzten fünf Jahrzehnten gut 6,1 Millionen Menschen mehr als zur Welt kamen. Dass die Bevölkerungsgröße Deutschlands seit 1972 trotzdem um mehr als vier Millionen zugenommen hat, ist auf Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen. Auch in Zukunft wird es in Deutschland weiterhin ein Geburtendefizit geben.

Die Wissenschaftler des BiB weisen jedoch darauf hin, dass für das Entwicklungspotenzial eines Landes nicht alleine die absolute Bevölkerungsgröße oder die Geburtenentwicklung entscheidend sind. Ein wesentlicher Aspekt ist, wie gut die hier lebenden Menschen ausgebildet sind. „Angesichts des Geburtendefizits ist es daher umso wichtiger, verstärkt in Bildung zu investieren und zwar von Anfang an“, so C. Katharina Spieß, Direktorin des BiB.

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