Eine bundesweite Umfrage bei den Kommunen zeigt: Es gibt genügend Bauland und Baupotenzial, um das Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen. Über die Hälfte des enormen Flächenpotenzials sei kurzfristig bebaubar, so Bundesbauministerin Klara Geywitz. „Es gibt ausreichend Bauland in Deutschland. So viel wie die Größe Berlins oder 140.000 Fußballfelder. Das ist das Potenzial, das wir brauchen, um 400.000 Wohnungen jährlich, davon 100.000 Sozialwohnungen, zu bauen“, sagte Bundesbauministerin Klara Geywitz.
In Städten und Gemeinden gibt es mindestens 99.000 Hektar baureife, potenziell bebaubare Flächen. Darauf lassen sich – vorsichtig geschätzt – 900.000 bis zwei Millionen Wohnungen realisieren. Bei noch dichterer Bebauung seien rund vier Millionen Wohnungen machbar, sagte Markus Eltges vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Über die Hälfte dieses enormen Flächenpotenzials sei kurzfristig bebaubar, so Geywitz.
Geywitz, BBSR-Chef Eltges und Eckart Würzner vom Deutschen Städtetag stellten die Ergebnisse der bundesweit ersten repräsentativen Baulandumfrage vor. Rund 700 Städte und Gemeinden haben sich daran beteiligt.
Bündnis für bezahlbares Wohnen
Land zum Bauen gebe es genügend. Jetzt komme es auf den gemeinsamen Willen an, so viel bezahlbares Wohnen wie möglich zügig auf den Wohnungsmarkt zu bringen, so die Minsterin. „Mit dem Bündnis für bezahlbares Wohnen auf Bundesebene setzen wir dafür am 27. April den Auftakt“, kündigte Geywitz an.
Für schnelleren Wohnungsbau müsse zudem der Bauüberhang von 800.000 noch nicht fertiggestellten Wohnungen abgebaut werden, so die Ministerin. BBSR-Leiter Eltges ergänzte, die Bevölkerung frühzeitig in die Planungsprozesse einzubeziehen, beschleunige die Prozesse. Mit seriellen Fertigungsmethoden könnten Bauzeiten verkürzt und zumindest teilweise dem Fachkräftemangel im Bausektor entgegengewirkt werden.
Brachflächen und Baulücken nutzen – Flächenverbrauch reduzieren
„Um Versiegelung und Flächenfraß zu vermeiden, ist die Innenentwicklung und das kluge Nutzen von Brachflächen und Baulücken wichtig“, so Geywitz. Brachflächen machen rund 40 Prozent der innerörtlichen Entwicklungspotenziale aus. Ihre Nutzung trägt wesentlich dazu bei, die Inanspruchnahme neuer Flächen zu verringern. Seit 2012 ist die Bebauung neuer Flächen rückläufig: Damals wurden deutschlandweit noch jeden Tag 74 Hektar (ha) neue Flächen verbaut. 2019 waren es 52 ha pro Tag – insgesamt 8.000 Hektar weniger.
Mit der Fokussierung auf das innerörtliche Baulandpotenzial entsprechen die Kommunen zudem den Anforderungen von Natur- und Bodenschutz. Die Bundesregierung will den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2030 auf unter 30 ha pro Tag begrenzen.
Mehr Wohngeschosse bauen
Mehr Geschossbauten und die Nach- und Umnutzung von älteren Ein- und Zweifamilienhäusern würden ebenfalls Flächen erhalten und den Wohnungsbau begünstigen, hob die Ministerin hervor. Mit Mehrgeschossern wurden zwischen 2012 und 2020 jedes Jahr zusätzlich 100.000 Wohnungen gebaut, obwohl weniger Innenentwicklungspotenziale und weniger neue Siedlungsflächen verfügbar waren – so der Bericht zur Baulandumfrage.
Nachverdichtungen im Bestand seien eine Möglichkeit, um gut, sicher und preiswert zu bauen, so Geywitz. Darüber wolle sie mit Ländern und Kommunen sprechen. Weitere Potenziale ergeben sich mit der Sanierung bestehender Gebäude.
Potenzial älterer Ein- und Zweifamilienhäuser nutzen
Mit Blick vor allem auf den anstehenden Generationenwechsel der „Baby-Boomer“ sind vor allem Nachnutzungen und Nachverdichtungen von älteren Ein- und Zweifamilienhäusern realistische Optionen.
Die Bundesregierung entwickle ein neues Modell zur besseren Eigentumsförderung für Familien mit Kindern. Dazu gehöre ebenso die Förderung der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden. Denn ein älteres Haus etwa von einer Ölheizung auf erneuerbare Energie umzubauen, sei eine größere Herausforderung, sagte Geywitz.
Bundesregierung reagiert auf gestiegene Baustoffpreise
Wegen des Kriegs in der Ukraine und unterbrochener Baumateriallieferungen sind die Baupreise enorm gestiegen.
Neue Verträge sollen mit Preisgleitklauseln versehen werden, die eine Anpassung an die Marktentwicklung ermöglichen. Im Einzelfall sollen auch in bestehenden Verträgen die Preise nachträglich angepasst werden. Bundesbauministerin Geywitz: “Die kriegsbedingt extrem gestiegenen Baustoffpreise stellen viele Unternehmen vor große Schwierigkeiten, weil sie damit nicht kalkulieren konnten. Wir bieten nun eine Lösung für Baustellen des Bundes an. Länder, Kommunen und andere öffentliche Bauauftraggeber können sich daran orientieren.“