Zum Wahlkampfauftakt der Homburger Grünen war die Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Lisa Becker, zu Besuch auf dem Christian-Weber-Platz. HOMBURG1 hat mit der 31-jährigen Blieskastelerin über die Zukunft der Automobilindustrie vor Ort gesprochen – und mal nachgefragt, wieso sie sich bei den Grünen engagiert.
HOMBURG1: Guten Tag Frau Becker. Was sind denn die Themenschwerpunkte der Grünen in diesem Landtagswahlkampf?
Lisa Becker: Unsere Themenschwerpunkte sind ganz klar Klimaschutz, erneuerbare Energie, auch die Mobilitätswende sowie sichere Arbeitsplätze fürs Saarland.
HOMBURG1: Welche konkreten Maßnahmen planen Sie denn beim Klimaschutz?
Lisa Becker: Wir würden gern die erneuerbaren Energien im Saarland ausbauen. Wir haben im Moment 20% erneuerbare Energien, der Bundesschnitt liegt bei 46%. Wir müssen da Einiges tun. Wir wollen aber auch den Flächenverbrauch reduzieren. Dazu brauchen wir eine Industrieflächenstrategie, damit wir nicht große neue Flächen für Industrieansiedlungen nutzen, sondern schon bestehende Flächen. Außerdem wollen wir in Artenschutz und Biodiversität investieren.
HOMBURG1: Im Mandelbachtal gab es gerade eine Bürgerbefragung, die sich gegen Windkraft ausgesprochen hat. Wären Sie im Zweifel auch dafür, dass Windkraft gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wird?
Lisa Becker: Klar ist, dass man in den Dialog treten muss. Aber man muss auch sagen, dass es meistens nicht das Gros der Bevölkerung ist, sondern einige Wenige, die sehr laut sind. Mit denen muss man reden, aber es ist Aufgabe der Politik zu vermitteln, warum wir Erneuerbare Energien brauchen, dass wir einen Klimawandel haben und darauf angewiesen sind. Die Windkraft ist eine tragende Säule der Energiewende und da muss auch jeder seinen Beitrag dazu leisten.
HOMBURG1: Wie wollen Sie verhindern, dass Klimaschutzmaßnahmen soziale Schäden verursachen?
Lisa Becker: Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit geht nur zusammen. Wenn wir jetzt nicht in den Klimaschutz investieren, werden wir ihn nicht eindämmen können. In der Sozialpolitik müssen wir dann einfach Abhilfe schaffen, indem wir zum Beispiel Heizkostenzuschüsse oder ähnliche Maßnahmen bereitstellen.
HOMBURG1: Gerade in Homburg ist das Thema Automobilzuliefererindustrie wichtig. Wie wollen Sie denn dafür sorgen, dass diese Arbeitsplätze in Zeiten der Verkehrswende nicht wegfallen?
Lisa Becker: Wir brauchen eine Transformation unserer Wirtschaft. Die bestehenden Wirtschaftsfelder müssen sich auch auf die neuen Begebenheiten einstellen. Wir brauchen aber gleichzeitig auch Neuansiedlungen und müssen auch die anderen Bereiche stärken, dass heißt den Dienstleistungssektor, Handwerk, Mittelstand. Da müssen wir Gründungen forcieren und in Fachkräfte an den Universitäten investieren. Klar wollen wir auch den Industriestandort erhalten. Aber er wird sich wandeln, ob wir das wollen oder nicht.
HOMBURG1: Thema Mobilitätswende: Was haben die Grünen diesbezüglich vor?
Lisa Becker: Wir würden gern den ÖPNV im Saarland ausbauen und optimieren. Wir wollen auch Radwege bauen, gerade Schnellwege. Wir wollen einfach weg von dem Autofahrerland hin zu einem nachhaltigen Verkehr.
HOMBURG1: Die Grünen im Saarland waren in den vergangenen Jahren sehr zerstritten. Woher nehmen Sie denn die Zuversicht, dass sich das ändert?
Lisa Becker: Unsere Streitigkeiten haben sich aufs Personal bezogen, inhaltlich waren wir sehr geschlossen. Wir haben unser Wahlprogramm zusammen verabschiedet und arbeiten im Moment auch themenübergreifend zusammen. Dementsprechend bin ich zuversichtlich, dass wir die Partei einigen können.
HOMBURG1: Könnten Sie sich vorstellen, nach der Wahl in eine Regierung einzutreten?
Lisa Becker: Zunächst ist unser Ziel, dass wir mit einer starken Fraktion in den Landtag einzuziehen. Wenn wir in Koalitionen denken, kommt es uns auf die Inhalte an. Natürlich sind wir da inhaltlich näher an der SPD, aber zunächst ist eine Regierungsbeteiligung nicht unser vorrangiges Ziel.
HOMBURG1: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Warum haben Sie sich entschieden, Mitglied der Grünen zu werden?
Lisa Becker: Weil die Themen Umwelt, Naturschutz und Gerechtigkeit immer schon sehr wichtige Themen waren. Ich denke, wenn wir es nicht schaffen unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, dann ist irgendwann für uns kein Platz mehr auf der Welt. Das sehen wir beim Klimawandel: Wenn wir es nicht schaffen, den zu bekämpfen, dann schaffen wir unsere eigene Lebensgrundlage ab.