Die Pfarrerin der Protestantischen Stadtgemeinde, Petra Scheidhauer, rief bei der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht dazu auf, angesichts von Hass und Verachtung "hellwach" zu sein. Bild: Bill Titze
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Am 10. November 1938 verbrannten SS-Männer die Schätze der Homburger Synagoge und überfielen ein von Juden geführtes Warenhaus in der Eisenbahnstraße. Die Ereignisse waren Teil der sogenannten Reichspogromnacht, in der deutschlandweit jüdische Sakralbauten und Geschäfte zerstört wurden. Nun, 83 Jahre nach den Ereignissen, fand im Saalbau eine Gedenkveranstaltung statt. Dabei wurde das Geschehen eindringlich geschildert.

Was muss diese Familie empfunden haben, als mehrere SS-Männer am 10.November 1938 ihr Geschäft in der Homburger Eisenbahnstraße demolierten, die Warenauslagen mitnahmen und gleich noch das Ersparte plünderten? Wut, Hass, Angst? Kaum jemand kann sich heute noch in die Menschen hineinversetzen, die, wie die Familie Salmon in der Eisenbahnstraße, von heute auf morgen ihr Hab und Gut verloren und zumindest teilweise in Konzentrationslager verschleppt wurden.

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Und genau das ist auch ein Teil des Problems so viele Jahre danach. Es gibt kaum noch jemanden, der die Ereignisse bewusst miterlebt hat, die Zeitzeugen sterben aus. Immer wieder wurde das bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des 83. Jahrestages der Reichspogromnacht im Homburger Saalbau deutlich gemacht. „ Leider ist es so, dass dieser Tag für viele Menschen in Vergessenheit gerät, das ist schade, ja traurig“, brachte Christine Becker, 2. Beigeordnete der Stadt, das Problem auf den Punkt.

Daher werde es immer wichtiger, so Becker, engagierte Menschen zu finden, die sich um ein aktives Gedenken bemühten. Damit bezog sie sich nicht zuletzt auf eine Gruppe von Schülern, die sich in den vergangenen Monaten einem ganz besonderen Projekt gewidmet hatten. Im Rahmen des Seminarfachs am Saarpfalz-Gymnasium haben diese eine App gestaltet, die sie den Besuchern während der Gedenkveranstaltung vorstellten. Die App leitet den Nutzer über sechs Stationen durch das einstige jüdische Leben in Homburg und soll die Erinnerung an eben jenes wachhalten. So werden beispielsweise der Jüdische Friedhof vorgestellt, aber eben auch die Familie Salmon, die im Zuge der Reichspogromnacht so viel durchleiden musste.

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Blick ins die Ruine der ehemaligen Synagoge in Homburg.

Während der Friedhof selbst, vermutlich aufgrund seiner Abgeschiedenheit, am 10. November unangetastet blieb, wurde ein anderer zentraler Ort jüdischen Lebens in Homburg von den SS-Männern ins Visier genommen: die Synagoge in der Klostergasse. Wie die Teilnehmer der Gedenkfeier von der Schülergruppe erfuhren, schichteten die Nazis Gegenstände aus dem Innenraum auf einen Haufen und zündeten diesen an. Vor der Brandschatzung des Gebäudes selbst schreckte man wohl nur deshalb zurück, weil ein Ausgreifen des Brandes auf die umliegenden Häuser nicht ausgeschlossen werden konnte.

Doch natürlich war für die Homburger Juden das Martyrium damit noch nicht beendet, wie der Historiker Roland Paul in einem Vortrag referierte. Minutiös schilderte er die Jahre vor und nach der Reichspogromnacht in der Region, unter anderem die Deportation der über 150 saarländischen Juden ins französische Gurs. Im dortigen Lager herrschten nach der Schilderung Pauls barbarische Zustände; nur wenigen gelang die Flucht, viele der saarländischen Juden wurden ins KZ Ausschwitz verbracht und dort umgebracht.

Was bleibt zu tun 83 Jahre danach? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Pfarrerin der Protestantischen Stadtkirche, Petra Scheidhauer, in ihrem Redebeitrag. Nicht um sich in „Schmerz oder Scham zu suhlen“ halte man schließlich die Erinnerung wach. „Sondern es geht darum, feine Antennen auszubilden und hellwach zu sein, wenn um uns herum Verachtung und Hass immer lauter werden.“ Zwar war dieser zumindest im Saalbau nicht zu spüren. Draußen, auf den Straßen und Plätzen, sieht das aber mitunter ganz anders aus.

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