Bild: Bill Titze
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Zusammenkommen, sich kennenlernen – das ist das Ziel des Projekts „Böcklinstraße – mehr als nur wohnen“, das vergangene Woche auf dem Gelände der Grundschule Langenäcker in Erbach startete. Durch Kunst und Musik sollen die Menschen aus der als sozialer Brennpunkt verschrienen Straße mit anderen in Kontakt treten. Dabei hatten die überwiegend jungen Teilnehmer sichtlich Spaß.

Noch bevor man die Tür zur Langenäcker-Schule aufstößt, hört man es: lautes Kinderlachen, helle Gitarrenklänge und ein fröhliches Stimmenwirrwarr. Und tatsächlich herrscht bei dem halben Dutzend Kindern und den drei Erwachsenen drinnen gute Laune. Im Kreis sitzen sie, spielen eine Art „Reise nach Jerusalem“. In in einem solchem Moment könnte man meinen, die Kinder kämen aus einer x-beliebigen Straße in Homburg.

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Doch zumindest von einem Teil der Kleinen kann man das wahrlich nicht behaupten. Denn nur wenige Meter vom Ort des Geschehens entfernt, liegt eine der berüchtigtsten Straßen der Stadt: die Böcklinstraße, ihre Heimat. Mit friedlich spielenden Kindern bringt der durchschnittliche Homburger diese Straße im Normalfall nicht unbedingt in Verbindung; eher mit Lärm, Müll und Kriminalität. Das mag übertrieben sein, dennoch gibt es diese Wahrnehmung bei vielen Bürgern.

Das soll sich jedoch ändern, dachte sich Nina Lesser, die als Streetworkerin der Stadt für die Straße zuständig ist. „Es geht mir einfach darum, dass auch die Menschen aus den umliegenden Straßen mit Bewohnern der Böcklinstraße in Kontakt kommen und man sich so besser kennenlernt.“ Darüber hinaus solle den Menschen in der Straße ein pädagogisches Angebot gemacht werden, da diesbezüglich dort nicht viel stattfindet.

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Bereits seit einige Monaten plant sie die Aktion „Böcklinstraße – mehr als nur wohnen“ zusammen mit der Homburger Kunstschule Artefix. In einer durchaus schwierigen Lage, schließlich waren die Corona-Beschränkungen ein ständiger Begleiter. „Für die Zielgruppe in der Böcklinstraße ist es meiner Erfahrung nach unabdingbar, die Schwelle sehr niedrig zu halten. Diese Niedrigschwelligkeit zu gewährleisten, war nicht ganz einfach.“

Streetworking Termin in Erbach – v. l. n. r.: Daniela Colling, Thomas Raber, Anni Schindler, Michael Forster, Nina Lesser, Nurettin Tan und Markus Uhl – Foto: Lina Barth

Doch letztlich hat es mit 3G-Regeln und Co. doch geklappt. Zur Freude der Kinder, die bei der Projektwoche mit viel Spaß bei der Sache waren. Theater, Musik, Jonglage – alles das konnte ausprobiert werden. Jeweils unter der Anleitung von Experten. „Wir probieren einfach alles aus“, erzählt Theaterpädagogin Susanne Kempf von „Artefix“. „Wir nehmen die Impulse der Menschen auf und wandeln sie dann in Kreativität um.“ Wunderdinge sollte man dabei zunächst freilich nicht erwarten, schließlich geht es in erster Linie um das Kennenlernen und den Spaß.

Das betont auch der Rapper Onur Mert, der selbst aus Erbach stammt und sich sofort dazu bereit erklärte bei der Aktion mitzumachen. „Ich arbeite schon längere Zeit mit Jugendlichen zusammen. Meine Erfahrung ist, dass sie sich einfach erstmal trauen müssen, selbst was zu machen.“ Vielleicht war das auch eine der Hürden bei der Aktion selbst. Denn die Teilnehmerzahl blieb letztlich doch recht überschaubar.

Für Streetworkerin Lesser jedoch kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. „Das war erst der Anfang, die Aktion geht ja noch weiter.“ So soll es im Dezember beispielsweise einen Adventsmarkt geben. Außerdem sind verschiedene Wochenendaktionen geplant. Gut vorstellbar, dass dann auch das halbe Dutzend Kinder wieder dabei ist, das in der Langenäcker-Schule so viel Spaß hatte. Und wer weiß, manchmal fängt ja Großes auch im Kleinen an.

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