Die Erbacher Ortsvertrauensfrau Anni Schindler ist bereits seit 1996 im Amt. - Bild: Bill Titze
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Sie gehört zu den echten Urgesteinen in der Homburger Politik: Seit 1996 ist Anni Schindler bereits Ortsvertrauensfrau in Erbach. Zunächst für den ganzen Stadtteil zuständig, ist sie heute verantwortlich für den Erbacher Westen rund um Ost-und Westring. Im HOMBURG1-Gespräch erzählt die 84-Jährige, wie sie sich in den vielen Jahren ihrer Tätigkeit verändert hat – und was sie mit „ihrem“ Stadtteil noch so vor hat.

Es ist eine schier unglaubliche Zeitspanne. Seit sage und schreibe 26 Jahren ist Anni Schindler Ortsvertrauensfrau in Erbach. Und das ist noch nicht alles. Denn die 84-Jährige lebt seit ihrer Geburt in dem Stadtteil. Wer also irgendetwas über Erbach wissen möchte, ist bei ihr an der richtigen Adresse.

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Und das sowohl über die Vergangenheit, Schindler hat schließlich die Kriegszeit in Erbach noch bewusst miterlebt, als auch was die Gegenwart anbelangt. In der ist sie nämlich die Ortsvertrauensfrau für Erbach-West und wird von den Bürgern immer wieder zu Rate gezogen. „Wenn ich am renaturierten Erbach spazieren gehe, beim Einkaufen, über Telefon – die Menschen sprechen mich eigentlich auf alle Arten an, wenn sie ein Problem haben“, sagt die Frau, die sich seit 1996 um Bürgerbelage der Erbacher kümmert.

Dabei spielen vor allem Verkehrsprobleme eine wichtige Rolle. „Gerade was die Berliner Straße und die Dürerstraße anbelangt kommen immer wieder Beschwerden.“ Aber auch der Ostring sei weiterhin mitunter ein Problem, da LKWs und Lieferautos die Ein- und Ausfahrten zuparkten. Dabei ist es gerade diese Straße, wo Schindler einer aus ihrer Sicht großen Erfolge ihrer Amtszeit durchsetzen konnte. „Früher war das eine regelrechte Rennstrecke. Dann habe ich mi dafür gesorgt, dass dort unter anderem Kübel platziert wurden, die für eine deutliche Verkehrsberuhigung gesorgt haben“, erzählt Schindler. Dafür habe sie zwar auch reichlich Kritik bekommen. „Aber das war für mich ganz wichtig.“

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Dass das geklappt hat, lag möglicherweise auch an ihren guten Kontakten in die Verwaltung, die sie schon in ihrer Zeit als Stadträtin von 184 bis 2004 knüpfen konnte. „Dort kennen mich natürlich fast alle und das erleichtert manche Sachen natürlich.“ Dennoch kann es auch bei ihr dauern, dass nicht beim ersten Anruf gleich eine Verbesserung eintritt. Schindler hat dafür jedoch durchaus Verständnis. „Ein bisschen Geduld braucht man natürlich schon, schließlich sind die dortigen Mitarbeiter viel beschäftigt. Da kann man nicht erwarten, dass Probleme in zwei Tagen behandelt werden.“

Eines der Probleme, das schon deutlich länger existiert, ist die Situation in der Böcklinstraße, die im Grunde stadtweit für die dortigen sozialen Probleme berüchtigt ist. Seit Jahren beschäftige sie die dortige Lage. „Früher war es dort richtig gravierend,da hat sich ja fast keiner mehr vorbeigetraut. Nun habe ich aber das Gefühl, dass es sich etwas gebessert hat“, findet Schindler. Aber das gehe natürlich nicht in wenigen Jahren.

Neben einer solchen großen Problematik wie der Böcklinstraße gibt es aber auch viele kleine „Alltagssorgen“, wegen denen die Menschen auf Schindler zukommen. Hecken, die in den Gehweg ragen, vollgelaufene Keller oder auch Termine auf dem Sozialamt. Und eine Problematik, die sie richtig nervt. „Die Müllsituation ist einfach sehr ärgerlich. Gerade an den Container fliegt alles rum und das ist gerade auch mit Blick auf die Kinder unverantwortlich“, betont die ehemalige Bürokauffrau.

Trotz aller Probleme – man hat im Gespräch in keinem Moment das Gefühl, dass hier jemand sitzt, der keine Lust mehr auf die Tätigkeit als Ortsvertrauensfrau hat. „Die Tätigkeit sehe ich nicht als großen Aufwand an. Ich bin eben von hier, bin gerne mit den Leuten in Kontakt und versuche dort weiterzuhelfen, wo es geht“, so Schindler. Grundsätzlich sei sie über die vielen Jahre „reifer“ geworden. So könne sie sich heute besser in die Leute hineinversetzen als zu Beginn ihrer Tätigkeit. „Außerdem sieht man Dinge, die einem früher vielleicht nicht so aufgefallen wären.“

Auf dem Spielplatz in der Bodelschwinghstraße traf sich die 84-Jährige mit HOMBURG1 zum Gespräch. – Bild: Bill Titze

Da gehört wohl auch eines ihrer anvisierten Projekte dazu, dass im Grunde erst mit dem Bau eines Seniorenzentrums am Eduard-Vollmer-Platz akut wird. „Vielleicht ist es unrealistisch, aber ich würde mir einen Fußgängerüberweg übder die Berliner Straße zum renaturierten Erbach wünschen. Dann könnten die Leute aus ihren eigenen vier Wänden besser in die Natur hinaus.“

Ob das klappt, wird sich in der Zukunft zeigen. Aber Schindler hat auch ohne dieses Projekt genug zu tun. Schließlich ist sie seit zehn Jahren damit beschäftigt, tausende Soldaten und Zwangsarbeiter aus Homburg fein säuberlich in einer Kartei zu sammeln. 21.000 hat sie schon, doch da werden wohl noch einige dazukommen. Mit Müdigkeit oder gar Resignation sollte man bei der 84-Jährigen also in den kommenden Jahren nicht unbedingt rechnen.

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