Zur Einweihung der neuen Ruhebank trafen sich neben städtischen Mitarbeitern und ehemaligen Stadtwaldarbeitern auch Doris Gaa, Vertreterin Wirtschaftsförderung Saarpfalz und Vorsitzende der Lokalen Aktionsgruppe Biosphärenreservat Bliesgau (3.v.l.), Ulrich Müther von der Anton Müther GmbH (4.v.l.), der Erste Beigeordnete der Stadt Blieskastel Georg Josef Wilhelm (1.v.r.), Forstwirtschaftsmeister Ulrich Matheis (2.v.r.), Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener (5.v.r.) und Dr. Helmut Wolf (6.v.r.) vom Fachgebiet Forst. Foto: Uwe Brengel / Stadt Blieskastel
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Die Bedeutung der rund 1.900 ha umfassenden Wälder rund um Blieskastel ist mannigfaltig, sei es als Sauerstoffspender und Stabilisatoren für ein natürliches Ökosystem, als Lebensraum für die heimische Tierwelt oder als Rückzugspunkt für Erholungsuchende. Nicht zuletzt besitzen sie aber auch einen nicht unerheblichen Reichtum an verwertbarer Baumressource.
Fachleute wissen, dass beispielsweise die Verwertbarkeit von Birkenholz in Mittel- und Westeuropa oftmals an fehlenden Mengen gesunder und hochwertiger Bestände scheitert. Da ist eine Betriebsphilosophie im Rahmen einer naturnahen Waldwirtschaft angesagt. „Im Stadtwald Blieskastel geht es gleichermaßen um die Erzeugung eines umfassenden Mehrwertes in ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Hinsicht. Ökologisch werden authentische Lebensgemeinschaften mit ihrem vollen Artenreichtum angestrebt, in denen ein gewisser Teil der Bäume bis zu ihrem natürlichen Zerfall ungenutzt bleiben“, so Dr. Helmut Wolf von der Blieskasteler Stadtverwaltung, dem der Stadtwald besonders am Herzen liegt. „Ökonomisch betrachtet geht es um das Heranwachsen starker und wertvoller Bäume, die eine breite Schicht astfreien Holzes höchsten Wertes aufweisen“. In den Blieskasteler Wäldern zeigt sich nicht zuletzt die Ressource Birkenholz sehr positiv. Dies ist insbesondere der Verdienst des ehemaligen Leiters des Forstamtes Blieskastel, Oberforstmeister Adolf Schwalb, dessen Wirken in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in den Waldungen rund um das Barockstädtchen waldbaulich besondere Akzente setzte. Seine Denkweise rund um die Idee eines naturnahen Mischwaldes und die konsequente Pflege von Auslesebäumen scheint ihrer Zeit tatsächlich um Jahrzehnte voraus gewesen zu sein. Viele der heute im südlichen Bliesgau anzutreffenden Wertholz-Birken zählen heute zu Schwalbs Vermächtnis. Ihm zu Ehren wurde am 4. Mai im Wald zwischen Altheim und Brenschelbach eine Ruhebank aufgestellt. Eine Info-Tafel direkt daneben verrät den interessierten Rastenden ausführlich, was es mit der Person Adolf Schwalb und seinen Wertholz-Birken auf sich hat.
Birken werden zwar meist nicht viel mehr als 100 Jahre alt, erreichen bei uns aber stattliche Baumhöhen von manchmal über 30 Metern. Ihr hartes und schweres Nutzholz wird seit jeher vor allem in Russland sowie in den skandinavischen und baltischen Ländern verarbeitet. Völlig zu Unrecht wurde es in Deutschland lange unterschätzt, gewinnt aber auch hierzulande immer mehr an Bedeutung. Die Blieskasteler Birken aus dem Biosphärenwald beispielsweise sind seit einigen Jahren für die Firma Anton Müther GmbH in Haltern am See ein Begriff. Der traditionsreiche Hersteller gewerblicher Saunaanlagen und Privatsaunen verwendet deren Holz für seine Produkte wie die gefragte finnische Trockensauna. Die Firma legt bei ihren Angeboten großen Wert auf hochwertige Verarbeitung und Funktionalität, begrüßt aber zugleich die Schonung natürlicher Lebensgrundlagen bei der Auswahl der Rohstoffe. Da wundert es nicht, dass Geschäftsführer Ulrich Müther die knapp 400 km weite Anreise auf sich nahm, um dem Einweihungstermin beizuwohnen und bei der Gelegenheit einmal in Augenschein zu nehmen, wo das seit Jahren verwendete Birkenholz zu seiner hohen Qualität heranwächst.
Der Erste Beigeordnete Georg Josef Wilhelm wies in seiner Ansprache vor Ort auf die Bedeutung nachhaltiger Waldwirtschaft hin. Der Wald wachse zwar ganz von alleine, für eine nachhaltige Erzeugung vielfacher Mehrwerte allerdings benötige man die Waldwirtschaft durch gut ausgebildete Forstleute. Natürliche Abläufe dürfen nicht übermäßig gestört oder gar ausgehebelt werden und gesunde Waldböden bilden eine wesentliche Lebensgrundlage für die Artenvielfalt. Daher ist es wichtig, bei der Waldarbeit Beeinträchtigungen durch Befahrung oder durch Entzug von Biomasse auf ein vertretbares Mindestmaß zu beschränken. Beispielsweise übernehmen im Stadtwald daher Rückepferde im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten wo immer möglich die Zuglasten bis hin zu erreichbaren Rückewegen, ab denen dann modernes Gerät ohne Beeinträchtigung der Waldbodenqualität eingesetzt werden kann. So können unsere Wälder auch nach Jahrzehnten für nachfolgende Generationen eine Oase der Nachhaltigkeit und wirtschaftlich sinnvollen Wachstums sein, sicherlich ganz im Sinne von Adolf Schwalb.

 

 Hintergrund: Adolf Schwalb (1905- 1985)
Ein Forstmann, der die Waldungen rund um Blieskastel in besonderer Weise waldbaulich geprägt hat, ist der ehemalige Leiter des Forstamtes Blieskastel, Oberforstmeister Adolf
Foto: Dr. Helmut Wolf
Foto: Dr. Helmut Wolf
Schwalb. Er wird am 20. Januar 1905 im damals zum Königreich Bayern zählenden Blieskastel als Sohn eines bekannten Land- und Gastwirtes geboren. Während sein Bruder Wilhelm die juristische Laufbahn einschlägt und der zweite Bruder Theodor als Gastwirt und Koch den elterlichen Betrieb übernimmt, entscheidet sich Adolf Schwalb für das Studium der Forstwirtschaft. Bereits der Urgroßvater, Johann Baptist Lohr, war als Revierförster im pfälzischen Annweiler tätig. Nach einem Praktikum beim damaligen Bayerischen Forstamt Mittelsinn (Unterfranken) beginnt er sein Studium der Forstwissenschaften an der Universität München, welches er 1928 mit „Auszeichnung“ abschließt.
Als frischgebackener Forstassessor ist er dann ab 1931 in verschiedenen pfälzischen Forstämtern, wie Kandel- Süd, Trippstadt, Pirmasens- Nord, Germersheim, Hinterweidenthal, Landau und Zweibrücken unterwegs und anschließend als Regierungsforstrat im Forstamt Landau tätig. Weitere Stationen sind Burgwindenheim und Ebrach im Steigerwald.
Da ihm seine saarpfälzische Heimat stets am Herzen liegt, scheidet er 1948 aus bayerischen Diensten aus und wechselt in die saarländische Forstverwaltung. Dort übernimmt er zunächst das Forstamtes St. Ingbert und schließlich von 1952 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1972 die Leitung des Forstamtes Blieskastel. Während seiner Zeit in Blieskastel betätigt er sich als engagierter Forstmann. Er ist mit seinen Ideen eines naturnahen und artenreichen Mischwaldes sowie der konsequenten Pflege der Auslesebäume mit Schere und Astungssäge in seiner Zeit weit voraus. Als besonderes Zeichen Schwalb`schen Wirkens in den Blieskasteler Wäldern dürfen heute vor allem auch die geasteten Wertholz- Birken im südlichen Bliesgau gelten. Er gilt auch mit als Initiator des heutigen Erlebniswaldes Schellental.
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