Eva Jungen, Heike Ehlers, Sibylle Kößler, Stefan Fehlandt und Gisela Wälder haben unter erschwerten Bedingungen die 25. Kammermusiktage vorbereitet. Foto: Rosemarie Kappler
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Das Wort „Jubiläum“ fiel bei der Präsentation des Programmes der Internationalen Kammermusiktage Homburg in der Museums-Galerie der Stiftung Schriftkultur im Gut Königsbruch an keiner Stelle. Warum auch. Der Vorstand der Kammermusikfreunde Saar-Pfalz um Sibylle Kößler gab sich gewohnt bescheiden, unaufdringlich und sachlich, verwies auf die allgemeinen Schwierigkeiten bei der Planung und möglichen Durchführung von Veranstaltungen in Zeiten von Corona, und darauf, dass Musik und Kunst für Menschen einfach wichtig sind. Folglich habe man sich trotz der schwierigen Rahmenbedingungen an die Planungen der Kammermusiktage herangewagt.

Erst der Blick auf das vorbildliche Programmheft sorgt für die erstaunte Frage „Was? Schon 25 Jahre?“. Seit einem Vierteljahrhundert bereits organisiert der Verein das feine und kleine Kammermusikfestival in der Kreisstadt mit alljährlich über einem Dutzend genussvoller „Sahnestückchen für’s Ohr“. Die Internationalen Kammermusiktage Homburg 2020 stehen aber nicht nur im Zeichen von Corona, sondern auch ganz im Zeichen eines viel größeren Jubiläums: Vor 250 Jahren wurde Ludwig van Beethoven geboren und folglich steht er im Mittelpunkt der Konzertabende im Saalbau. Lediglich beim Abschlusskonzert am 3. Oktober wird der Meister fehlen und überlässt Robert Schumann das Feld.

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Die gültigen von der Landesregierung formulierten Hygiene- und Sicherheitsvorgaben haben Sibylle Kößler, Heike Ehlers, Eva Jungen und Gisela Wälder in enger Absprache mit der Stadt Homburg berücksichtigt. „Herausgekommen ist ein Konzept, das Nähe vermeidet“, so Kößler. Mitglieder von Haushaltsgemeinschaften dürfen enger zusammensitzen und bilden Nester; drumherum genügend Abstand und ein markiertes Einbahnwege-System. Der Saalbau sei diesmal geradezu ideal für die Durchführung der sieben Konzerttermine, denn er lasse sich gut belüften und biete Raum fürs Abstandhalten. Maximal 85 Einzelpersonen können ein Konzert genießen, bei „Nesterbuchung“ sind es mehr. „Das bedeutet für uns natürlich auch, dass wir für jedes Konzert eine individuelle Bestuhlung haben werden“, so Kößler. Ursprünglich sei ein Konzert in der Uni-Klinikkirche geplant gewesen, das aber wird letztlich nun auch im Saalbau stattfinden.

Das Hygienekonzept umschließt selbstredend auch die öffentlichen Proben und den beliebten Notenflohmarkt. Der Künstler Peter Spiegel hat sich wieder von den Kammermusiktagen im Vorfeld inspirieren lassen und hat eine mit „Scherzo“ benannte Farbaquatinta-Radierung gestaltet. Die Häfte aus dem Verkaufserlös der 30 Exemplare kommt den Kammermusikfreunden zugute. Daneben unterstützen wieder eine Reihe von Unternehmen, Banken, Clubs, Institutionen und Behörden das Ansinnen des Vereines, die nach Kultur dürstenden Menschen zufriedenzustellen. Genau das sei in der Krise zu kurz gekommen, spitzte Stefan Fehlandt, Bratschist des Vogler-Quartetts, zu, das wiederum die musikalische Leitung der Internationalen Kammermusiktage übernommen hat. Fehlandt kritisierte: „Die Politik hat mir zu lange von Biergärten und Fußball geredet. Doch gerade Musik und Kunst sind elementar wichtig und haben gesellschaftliche Relevanz.“

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Die Voglers selbst haben im März ihr letztes öffentliches Konzert gegeben. Die Zeit haben die als privilegierte Hochschullehrer tätigen Instrumentalisten genutzt, etwa für Studioeinspielungen. Fehlandt weiß, dass freie Künstler und Musikstudenten diese Freiheiten nicht haben und appellierte deshalb, diese Menschen zu unterstützen. Das Vogler-Quartett sieht sich dabei selbst in der Verantwortung, bietet in Homburg den jungen Musikern des Gyldfeldt Quartetts und des Trio „Le concert dans l’oeuf“ Gelegenheit zum Konzertieren.

Auch an die möglichen Nachwuchskünstler ist gedacht. Mit Unterstützung der Volks- und Raiffeisenbank Saarpfalz gibt es auch diesmal wieder eine Schülerveranstaltung, wenngleich in anderem Gewand. Bernd Russy, Musiklehrer an der Grundschule Bruchhof, hat mit Schülern ein Repertoire mit Pop und Rock-Stücken erarbeitet, das gemeinsam mit dem Vogler Quartett bei freiem Eintritt am 30. September, 18 Uhr, im Saalbau stattfindet. Selbstverständlich haben sich im Beethoven-Jahr die Voglers des Komponisten angenommen und haben für die Konzert-Session 2020/2021 einen Zyklus mit den komplexen Streichquartetten erarbeitet, der bereits ein tolles Medienecho gefunden hat. Den Zyklus hat sich das Vogler-Quartett selbst geschenkt, denn es feiert im laufenden Jahr sein 35jähriges Bestehen. Selbstredend sind bei den Kammermusiktagen die einstudierten Beethovenwerke zum Teil zu hören, etwa die „Große Fuge“ B-Dur op. 133 oder das Streichquartett Nr. 9 C-Dur op. 59/3. Freuen darf man sich aber auch auf Mendelssohns „Oktett“ und Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44. Fehlandt. Für den Verein der Kammermusikfreunde ist es eine Freude einen Beitrag für die Kultur in Corona-Zeiten leisten zu können. Das ist mit deutlichem Mehraufwand verbunden. Für die erforderliche Tatkraft, den Tatendrang, den Mut und die Verantwortung bedankte sich Fehlandt im Namen aller Musiker.

Das detaillierte Programm zu den Kammermusiktagen ist hier zu finden. Der Kartenvorverkauf läuft über Ticket Regional, Papier Klein und die Brunnenapotheke.

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