Die Unterschiede zwischen den Regionen Deutschlands sind immens. So stehen insbesondere altindustrielle Großstädte sowie durch einen hohen Bevölkerungsrückgang gekennzeichnete ländliche Regionen vor zahlreichen Herausforderungen. Zu nennen sind eine geringe Wirtschaftskraft und überdurchschnittliche Armutsquoten, während andere Regionen eine hohe Wirtschaftskraft und hohe Bevölkerungszuwächse verzeichnen.

Ein Messkonzept zur Bewertung dieser ungleichen Lebensverhältnisse in den Teilräumen Deutschlands wurde vom Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) gemeinsam mit dem Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR) an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) entwickelt. Das Messkonzept „regionaler Lebensverhältnisse“ soll auf Basis objektiver Indikatoren sowie der Erfassung der subjektiven Wahrnehmung regionale Verhältnisse analysieren. Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft können damit regional passgenaue Lösungen finden.

In dem Modellvorhaben wird ein zweistufiges methodisches Vorgehen vorgeschlagen: In Stufe 1 werden anhand der drei Faktoren „soziale Lage“, „Wirtschaftsintensität“ sowie „Bevölkerungsentwicklung/Altersstruktur“ die 361 Kreisregionen
sieben Gebietstypen zugeordnet. In Stufe 2 erfolgt eine weitergehende Analyse entlang zentraler Dimensionen gleichwertiger Lebensverhältnisse wie z.B. Bildung, Gesundheit, Mobilität oder Kommunikation, aber auch „weiche Faktoren“ wie Engagement oder der soziale Zusammenhalt spielen eine Rolle. Erstmals konnten in dieser Studie Ergebnisse der allgemeinen Lebenszufriedenheit entlang der sieben identifizierten Typen gemessen werden. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass eine integrierte Betrachtung mehrerer Indikatoren erfolgen und mehrere Herausforderungen – wie z.B. hohe Armut, geringere Anteile an Bildungsabschlüssen und geringere Lebenserwartung – einer Region sichtbar werden.

Für ein dauerhaftes Raummonitoring gleichwertiger Lebensverhältnisse sollte auch die Datenlage im Bereich Umwelt und Natur, Kultur- und Freizeit und insbesondere in Hinblick auf die Lebensqualität und das Engagement der Wohnbevölkerung weiter geprüft werden, rät das Forschungsteam. Besonders wünschenswert wäre es, ein breites Datenangebot möglichst kleinräumig verfügbar zu machen –auf Ebene der Gemeinden bzw. nach Verfügbarkeit auch auf der Ebene der innerstädtischen Bezirke.

Originalpublikation: www.bbsr.bund.de

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