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Wikipedia ist die wohl bekannteste freie Enzyklopädie im Internet. Viele Internetnutzer greifen auf das breit gefächerte Wikipedia-Wissen zurück. Am 15. Januar 2001 erblickte die Enzyklopädie das Licht der Welt. Prof. Dr. Christian Pentzold vom Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig hat zu dieser Thematik seine Dissertation geschrieben.

Wie hat sich Wikipedia seit ihrer Gründung entwickelt? Können Sie bitte einige Zahlen und Fakten nennen?

Prof. Dr. Christian Pentzold
Foto: Swen Reichhold

Prof. Dr. Christian Pentzold: Derzeit umfasst die deutschsprachige Wikipedia mehr als 2,5 Millionen Artikel. Mehr als 3,6 Millionen angemeldete und eine schwer zu beziffernde Zahl nicht angemeldeter Nutzer haben daran mitgeschrieben. Die Wikipedia ist in über 250 Sprachversionen verfügbar, die zahlenmäßig größte mit mehr als 6 Millionen Artikeln ist die englischsprachige Version. Die Wikipedia gehört zu den zehn am häufigsten aufgerufenen Seiten des Webs, sie spielt also in einer Liga mit Facebook, Amazon und Google. Gegenüber diesen Plattformen stellt sie aber eine Besonderheit dar – sie wird von unbezahlten, freiwilligen Autoren getragen und ihre Inhalte sind kostenfrei verfügbar.

Welche Themen sind bei Wikipedia am häufigsten vertreten?

Prof. Dr. Christian Pentzold: Jedes Thema ist – nur gemessen an der Zahl der Einträge – in Wikipedia gut vertreten. Aber anders als bei gedruckten Nachschlagewerken gibt es keinen Redaktionsplan, wonach Themen gemäß ihrer Wichtigkeit mehr oder weniger Text bekommen. Bei Wikipedia entscheidet das persönliche Interesse der aktiv Schreibenden. So gibt es auch sehr detaillierte Darstellungen etwa zum Herrn der Ringe, über das Klingonische und zu anderen vielleicht eher exotischen Themen.

Wie verlässlich sind die Einträge im Allgemeinen?

Prof. Dr. Christian Pentzold: Im Allgemeinen sind die Artikel ziemlich verlässlich, oder anders gesagt: Studien haben gezeigt, dass in Wikipedia-Artikeln ebenso viele Fehler vorkommen wie in den Pendants gedruckter Kompendien. Natürlich können sich immer wieder Fehler einschleichen oder absichtlich eingefügt werden. Interessant sind eher die Mechanismen zur Fehlerkontrolle und Korrektur, die von den Wikipedianern eingeführt wurden.

Wer kontrolliert die Texte und wie finanziert sich die Enzyklopädie?

Prof. Dr. Christian Pentzold: Das Projekt finanziert sich überwiegend aus Spenden, wobei die aktiv mitarbeitenden Autoren keine Bezahlung erhalten. Die Texte selbst werden von den engagierten Nutzern geprüft, wobei sie sich inzwischen auf eine ganze Reihe an technologischen Helferlein verlassen, die manche Fehler auch automatisch aufspüren.

Zu welchen Erkenntnissen über Wikipedia sind Sie im Zuge der Recherchen für Ihre Dissertation gekommen?

Prof. Dr. Christian Pentzold: Ich habe mich damit befasst, warum es das Projekt überhaupt gibt, das heißt, was Autoren dauerhaft bei dem Vorhaben hält. Das Spannende ist, dass Wikipedianer (es sind in der Mehrzahl junge, technisch versierte, gut ausgebildete Männer aus Industrienationen) ihre tägliche Arbeit als ziemlich konfliktreich und anstrengend erleben – und dennoch routinemäßig daran mitarbeiten, obwohl sie kein Vertrag, keine Abmachung und Bezahlung dazu nötigen kann. Das Projekt wird ihnen ausgehend vom alltäglichen Mitmachen zum Anliegen, sie gewöhnen sich daran, verantwortlich zu sein.

Ein Blick in die Zukunft vom Experten: Wie könnte sich Wikipedia in den kommenden Jahren entwickeln?

Prof. Dr. Christian Pentzold: Es wird eine Herausforderung sein, immer wieder neue Autoren und Autorinnen für das Projekt zu begeistern – auch weil sich das Spektrum an Tätigkeiten wandelt vom Sammeln zum Verwalten von Wissen. Darüber hinaus ist Wikipedia inzwischen zum Vorbild für eine Vielfalt an Initiativen geworden, die auf gemeingutbasierter Kooperation gründen.


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