Die Luft roch nach frisch gebackenem Börek, während ein Meer aus roten, weißen, gelben und seltenen schwarzen Tulpen den Homburger Stadtpark in satte Farben tauchte. Mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Premiere hat das deutsch‑türkische Tulpenfest seinen festen Platz im städtischen Veranstaltungskalender gefunden – und April 2025 zeigte sich eindrucksvoll, warum.
Kulturbeauftragter Nurettin Tan und Klaus Friedrich erinnerten eingangs an die Geburtsstunde des Festes. Die Inspiration brachte Friedrich 2013 von einer Reise nach Istanbul mit. Gemeinsam mit Tan und Ortsvertrauensmann Markus Emser wagte er damals das Experiment, die Tulpe als verbindendes Symbol zwischen Homburg und der Türkei zu feiern – ein Experiment, das längst Tradition geworden ist.
Punkt 13 Uhr setzten die Schirmherren den ersten Spatenstich in einen Nachmittag voller Begegnungen: Innenminister Reinhold Jost, der türkische Generalkonsul Mehmet Akif Inam und Bürgermeister Manfred Rippel eröffneten das 11. Tulpenfest. Zuvor hatte die Limbacher Formation „Hacke“ die Nationalhymnen beider Länder in ungewohnt folkiger Manier interpretiert – der erste musikalische Brückenschlag des Tages.
Erstmals leuchteten im Park dank Unterstützung des Rotary Clubs Homburg‑Saarpfalz nicht nur rote und weiße, sondern auch gelbe und schwarze Tulpen. „So sind nun alle Farben unserer Fahnen vereint“, freute sich Friedrich. Für ihn ist die Botschaft klar: „Die große Welt können wir nicht allein verändern, aber unsere kleine – und die ist größer, als wir denken.“
Politische Signale für Vielfalt
Minister Jost nannte das Fest „etwas Besonderes, das eigentlich normal sein sollte“. Er versprach weitere Landesunterstützung, denn Vielfalt dürfe im Saarland nie wieder in Frage gestellt werden: „Wo stünden wir ohne den Beitrag von Türken, Italienern oder Franzosen?“ Auch Landtagsabgeordnete Sevim Kaya‑Karadag warnte davor, Ängsten nachzugeben: „Unterschiede schwächen uns nicht – sie machen uns stärker. Bürgermeister Rippel sieht im Tulpenfest ein „Aushängeschild für interkulturellen Dialog“. Die Tulpe stehe für Liebe und Leben, genau wie das Fest für ein offenes Miteinander über Herkunft, Sprache und Religion hinaus.
Nachdem Generalkonsul Inam gemeinsam mit den Gastgebern eine Festtagstorte angeschnitten hatte, startete ein abwechslungsreiches Programm: Die Band „Swee Tones“ der städtischen Musikschule, die Tanzgruppe Elmiras Orient, eine bulgarische Kindertanzformation aus Saarbrücken, alevitische Folklore sowie Saz‑Klänge von Tamer Chints Schülern spannten einen musikalischen Bogen von Anatolien bis zur Saarpfalz. Wer eine Pause vom Bühnenprogramm suchte, wurde an den Ständen fündig: türkische Spezialitäten neben Bratwurst, Kunsthandwerk neben der Jugendfeuerwehr Einöd – ein Fest, das Kulinarik und Ehrenamt ebenso vereinte wie Folklore und Pop.
Mit mehr als 3 000 Besucherinnen und Besuchern – Tendenz steigend – ist das Tulpenfest längst mehr als ein Kulturtermin. Es ist ein Statement für ein respektvolles Zusammenleben und dafür, Unterschiede nicht als Hürde, sondern als Bereicherung zu sehen. Wenn im nächsten Frühjahr die ersten Tulpen wieder aus dem Boden schießen, dürfte klar sein: Homburg wird ihre Blüte erneut feiern – gemeinsam.
Alle Bilder: Friedel Simon