Symbolbild

Nach einer Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sind in der 16. Kalenderwoche (19. bis 25. April 2021) in Deutschland 19 387 Menschen gestorben. Diese Zahl liegt 8 % oder 1 385 Fälle über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 für diese Kalenderwoche.

Im Vergleich zur Vorwoche ist die Zahl der Sterbefälle erneut gestiegen. In der 15. Kalenderwoche (12. bis 18. April 2021) lag sie nach aktuellem Stand bei 19 119 und damit 3 % über dem Durchschnitt der vier Vorjahre. Dies geht aus einer Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen hervor. Durch ein Hochrechnungsverfahren unvollständiger Meldungen können die ersten Sterbefallzahlen für Deutschland bereits nach etwa einer Woche veröffentlicht werden.

Zahl der COVID-19-Todesfälle steigt weiter an 

Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum ist derzeit bis einschließlich der 14. Kalenderwoche 2021 (5. bis 11. April) möglich. In dieser Woche gab es laut RKI 1 337 COVID-19-Todesfälle. Die Zahl ist damit gegenüber der Vorwoche zum dritten Mal in Folge wieder leicht gestiegen (+107 Fälle). Zuvor waren die COVID-19-Todesfälle seit Jahresbeginn Woche für Woche zurückgegangen. Die gesamten Sterbefallzahlen lagen in der 14. Kalenderwoche nach aktuellem Stand etwas unter dem Durchschnitt der vier Vorjahre (-314 Fälle).

Äußerst milde Grippewelle erklärt aktuelle Entwicklung der Sterbefallzahlen 

In Deutschland und weltweit wird weiterhin über eine ungewöhnlich niedrige Aktivität anderer Atemwegserkrankungen wie beispielsweise der Influenza berichtet. Die Stärke von Grippewellen hat sich in der Vergangenheit in der Regel auch in den gesamten Sterbefallzahlen widergespiegelt und zu einer ansteigenden Kurve in den Wintermonaten geführt. Da dieser Grippeeffekt in der Saison 2020/2021 nahezu ausgefallen ist, sind die gesamten Sterbefallzahlen trotz der neu auftretenden COVID-19-Todesfälle ab Mitte Februar 2021 unter den Durchschnitt der Vorjahre gefallen. Insbesondere im März 2021 lagen sie deutlich darunter. Die Grippewellen haben ihren Höhepunkt in den Vorjahren spätestens im März erreicht und sind im Anschluss wieder abgeflacht. Aus diesem Grund hat die aktuelle Entwicklung der Sterbefallzahlen den Durchschnitt der Vorjahre inzwischen wieder überschritten. Die Corona-Pandemie hat sich im Jahr 2020 ab Ende März erstmals auf die Entwicklung der Sterbefallzahlen ausgewirkt und damit den Durchschnitt der vier Vorjahre zu dieser Zeit ebenfalls leicht beeinflusst.

Sterbefallzahlen in den Bundesländern Anfang April im Bereich des Durchschnitts der Vorjahre, in Thüringen darüber 

Auf Länderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit bis einschließlich der 13. Kalenderwoche (29. März bis 4. April 2021) abbilden. In dieser Woche lagen die Sterbefallzahlen in Thüringen deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2020 (+17 % oder 103 Fälle). In allen anderen Bundesländern lagen die Sterbefallzahlen in dieser Woche im Bereich des Durchschnitts oder darunter. Auf den ganzen Monat März bezogen lagen die Sterbefallzahlen in allen Bundesländern unter dem Durchschnitt der Vorjahre – am deutlichsten im Saarland, wo die Zahlen 20 % darunterlagen (275 Fälle). In Thüringen kamen die Sterbefallzahlen im März 2021 den durchschnittlichen Sterbefallzahlen der Vorjahre am nächsten (-2 % oder 61 Fälle weniger).

Grundlage der Sonderauswertung für die Jahre 2020 und 2021 sind erste vorläufige Daten (Rohdaten). Dabei handelt es sich zunächst um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind diese Daten noch unvollständig. Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Hierfür wird – wie auch von der europäischen Statistikbehörde Eurostat – ein Vergleich zu einem Durchschnitt mehrerer Vorjahre herangezogen, um das unterschiedliche Ausmaß von saisonal wiederkehrenden Effekten (z. B. durch Grippe- oder Hitzewellen) zu berücksichtigen. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen kann in diesen Vergleich nicht einberechnet werden.

Ab März 2020 lassen sich die Zahlen nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben. Für die abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung werden die Sterbefälle noch ins tatsächliche Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse inklusive aller Nachmeldungen liegen turnusgemäß zur Mitte des Folgejahres vor – für das Jahr 2020 also Mitte 2021.

Niedrige oder mäßige Übersterblichkeit in anderen europäischen Ländern 

Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen ordnet Befunde zur Übersterblichkeit mit einem anderen Ansatz europaweit vergleichend ein. Auf Basis einer eigenen Hochrechnung unvollständiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts liegen dort ebenfalls erste Ergebnisse bis zur 16. Kalenderwoche vor, die sich durch Nachmeldungen noch verändern können. Für diese Woche wird für Deutschland bei EuroMOMO derzeit keine Übersterblichkeit gemeldet.  Für Belgien, Estland, Italien und die Niederlande wird eine niedrige Übersterblichkeit („low excess“), für Spanien eine mäßige Übersterblichkeit („moderate excess“) berichtet. Übersterblichkeitsphasen der Vorjahre werden bei der Herangehensweise von EuroMOMO für die Einordnung der Entwicklung herausgerechnet.

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