Anzeige

Seit 1985 ist der 55-Jährige Reiner Hartz bereits bei der saarländischen Polizei, die letzten drei Jahre war er stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Homburg. Nun wurde der gebürtige Ommersheimer befördert und ist der neue Dienststellenleiter der Inspektion in der Eisenbahnstraße. Wir haben uns mit dem Polizeirat darüber unterhalten, wie er die Sicherheitslage in Homburg sieht – und was ihm in seinem neuen Amt besonders wichtig ist.

HOMBURG1: Guten Tag Herr Hartz. Kürzlich wurde die Kriminalstatistik für Homburg vorgestellt. Aus dieser geht hervor, dass die Straftaten in den letzten Jahren deutlich gesunken sind. Woran liegt das Ihrer meiner Meinung nach?

Reiner Hartz: Das ist letztlich schwierig zu sagen, weil Auswertungen über Ursachen und Gründe noch laufen. Außerdem muss man auch zwischen einzelnen Deliktsfeldern unterscheiden. Die stark rückläufigen Zahlen im Bereich Diebstähle, und dabei insbesondere bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen, haben aber sicherlich damit zu tun, dass in den letzten Jahren Täter ermittelt und auch Haftbefehle vollstreckt wurden. Es liegt aber auch die Vermutung nahe, dass Täter momentan nicht die Möglichkeit haben, in diesem Deliktsfeld weiter tätig zu sein. Auch der Rückgang von Straftaten im öffentlichen Raum hatte in den letzten beiden Jahren sicherlich mit Corona zu tun. Man muss diesbezüglich jetzt die weitere Entwicklung abwarten.

HOMBURG1: Zwar sinkt die Zahl der Straftaten insgesamt, doch es gibt auch Bereiche, in denen es einen Anstieg an Delikten gibt. Welche Kriminalitätsfelder sehen Sie derzeit als besondere Herausforderung?

Anzeige

Reiner Hartz: Das Phänomen Wohnungseinbruchsdiebstähle wurde gewissermaßen von Straftaten abgelöst, die über das Internet begangen werden. Die Täter wenden sich hierbei beispielsweise über Email oder WhatsApp an potentielle Geschädigte und versuchen Transaktionen zu ihren Gunsten zu erwirken. Da ist die Verunsicherung in der Bevölkerung groß, insbesondere bei den technisch nicht ganz so affinen älteren Mitmenschen. Was wir außerdem feststellen und mit Sorge betrachten, ist der Anstieg im Bereich Drogen- und Alkoholkonsum. Die Konsumenten werden dabei immer jünger. Das muss man genau im Auge behalten. Was mir darüber hinaus Sorge bereitet, ist der Bereich Straftaten gegen Einsatzkräfte, ob das Rettungsdienst, Polizei oder Feuerwehr sind. Da gibt es einen enormen Anstieg über die letzten Jahre.

HOMBURG1: Das Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte ist Anfang diesen Jahres durch die Morde an zwei jungen Polizisten im Landkreis Kusel noch einmal besonders in den Fokus gerückt. Spüren Sie, dass diese Tat bei der Polizeiarbeit in Homburg Auswirkungen hat?

Reiner Hartz: Der Beruf verbindet, man arbeitet über die Landesgrenze hinweg. Wir haben also auch Beziehungen zur Polizeiinspektion Kusel, die an das Dienstgebiet der Polizeiinspektion Homburg angrenzt. Außerdem gibt es persönliche Bekanntschaften zur Familie. Die Betroffenheit war auch deshalb sehr, sehr groß. Dadurch, dass diese Tat so unvorhersehbar kam, ist sicherlich bei dem oder anderen Kollegen der Gedanke immer noch sehr präsent, was ist, wenn mir mal so etwas passiert? Diese Tat zeigt, man kann sich vorbereiten wie man will, man kommt in diesem Beruf in Situationen, mit denen man vielleicht vorher nicht gerechnet hat. Das schwingt immer mit und das ist nun insbesondere bei den jüngeren Kollegen noch einmal stärker im Hinterkopf.

HOMBURG1: Kommen wir zurück zur Situation in Homburg. Wo sehen Sie denn hier besondere Herausforderungen bei der Polizeiarbeit?

Reiner Hartz: Homburg ist ja eine Pendlerstadt, es gibt sehr viele Arbeitgeber und das bringt natürlich verschiedene Problemstellungen mit sich, wie zum Beispiel im Bereich Straßenverkehr.

HOMBURG1: Was kann man denn im Bereich Straßenverkehr tun?

Reiner Hartz: Die Hauptunfallursachen, die die Polizei zu bekämpfen hat, sind Geschwindigkeit, Vorfahrt und Drogen im Straßenverkehr. Dort muss die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei anfangen Es gibt aber jetzt keinen Unfallschwerpunkt in Homburg, wo wir sagen, da müsste man mal genauer hinschauen.

HOMBURG1: Gerade auf dem Schlossberg gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Müll und randalierenden Jugendlichen. Hat sich die Lage dort mittlerweile geändert?

Reiner Hartz: Das hat sich durch die Maßnahmen der Stadt, wie zum Beispiel Durchfahrtsverbote zu bestimmten Zeiten, natürlich verbessert. Hin und wieder gibt es zwar weiterhin Ersuchen an uns, dort nach dem Rechten zu schauen, aber das ist im Vergleich zu vor einem Jahr deutlich zurückgegangen.

HOMBURG1: Gibt es bei der Polizei Homburg einen Bereich, bei dem Sie Verbesserungspotential sehen?

Reiner Hartz: Verbesserungswünsche gibt es natürlich immer. Man muss aber sagen, dass wir bezüglich der materiellen Ausstattung gut aufgestellt sind. Personell ist es ja kein Geheimnis, dass in den letzten Jahren aufgrund der Schuldenbremse Stellen abgebaut werden mussten. Dieser Personalabbau ist natürlich auch an der Polizei in Homburg nicht spurlos vorbeigegangen. Da wünschen wir uns natürlich eine bessere Ausstattung. Wir versuchen das durch strukturelle und organisatorische Umstellungen zu regeln und so die Präsenz in der Fläche aufrechtzuerhalten, was aber natürlich mit zusätzlichen Schwierigkeiten verbunden ist.

HOMBURG1: Welcher Bereich ist Ihnen persönlich denn besonders wichtig?

Reiner Hartz: Mir ist besonders wichtig, dass wir die Arbeitsbedingungen für die Kollegen verbessern. Wir haben durch verschiedene Zentralisierungen hier am Standort in der Eisenbahnstraße einen Aufwuchs an Personal, das hier untergebracht ist. Die Gebäude sind dafür aber nicht geeignet. Wir brauchen zusätzliche Büroflächen und Funktionsbereiche, zum Beispiel eine Asservatenkammer oder einen Besprechungsraum. Insgesamt ist es mir ebenso ein Anliegen, die Sicherheit für die Kollegen zu verbessern.

HOMBURG1: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Warum Sind Sie eigentlich Polizist geworden?

Reiner Hartz: Es gibt die Verkehrspolizei, es gibt die Kriminalpolizei aber auch reine Bürojobs – der Polizeiberuf ist einfach sehr abwechslungsreich und vielfältig, man kann ganz viel ausprobieren. Außerdem ist es ein Teamberuf und man hat immer mit den Bürgern zu tun, denen man helfen und beistehen kann. Es ist einfach insgesamt ein unheimlich interessanter Beruf.

HOMBURG1: Herr Hartz, vielen Dank für das Gespräch!

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein