Annette Germann, Vorsitzende des Gewerbevereins in Homburg
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HOMBURG1: Warum hat sich der Gewerbeverband dazu entschieden den „4. verkaufsoffenen Sonntag“ zu streichen und lieber auf den Feiertag zu gehen?

Annette Germann: Es wurde immer kontrovers darüber diskutiert ob wir überhaupt diese 4 verkaufsoffenen Sonntage brauchen. Argumente waren hier beispielsweise, dass es nichts Besonderes mehr sei, da der Kunde ja durch den Onlinehandel rund um die Uhr einkaufen kann. Branchenabhängig waren in der Vergangenheit manche Sonntage schwächer, andere wiederum stärker. Ich habe daher einen Händlerstammtisch für alle Gewerbetreibenden in der Stadt einberufen, jeder konnte daran teilnehmen. Wenn man dann so viele Menschen an einem Tisch hat, gibt es natürlich auch viele unterschiedliche Meinungen. Wir haben uns aber im Endeffekt auf einen Sonntag geeinigt, auf den wir insgesamt am Besten verzichten können und das war der Maisonntag. Aus der Kaufmannschaft heraus kam dann der Wunsch nach einer Geschäftsöffnung an einem Feiertag, an diesem 15. August. Wir haben dann angefangen mit Kirchen zu sprechen, der Industrie- und Handelskammer und haben von allen die Genehmigung bekommen zu öffnen. Für diese Entscheidung gab es insgesamt sehr viel Zuspruch aller ansässigen Händler und es werden an dem Tag auch wirklich sehr viele öffnen.

HOMBURG1: Für alle Händler bedeutet solch ein verkaufsoffener Feiertag natürlich auch ein großer Mehraufwand. Wie bereitet ihr euch darauf vor?

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Annette Germann: Es gibt Händler, die ihre Kunden schon vorab extra anschreiben und auf die Aktion aufmerksam machen. Viele überlegen sich auch spezielle Rabattaktionen, die fachliche Beratung bekommen die Kunden ja immer, zusätzlich vielleicht auch ein Gläschen Crémant – das ist ist unterschiedlich. Zweckdienlich ist auf jeden Fall sich immer jemand hinzuzunehmen und als Händler einen solchen Tag nicht alleine meistern zu wollen. Durch die vielen Aktionen in der Stadt, den gößeren Durchfluß an Kunden, ist es auf jeden Fall sinnvoll an solch einem Tag mehrere Mitarbeiter an Bord zu haben.

HOMBURG1: Welchen Stellenwert hat ein solcher verkaufsoffener Tag für euch Händler. Steht hier eher der Umsatz oder eher das positive Kundenerlebnis im Vordergrund?

Annette Germann: Sicher ist jeder Händler froh um zusätzlichen Umsatz. Im Fokus steht aber unter anderem auch die Neukundengewinnung. Ein verkaufsoffener Tag mit Events zieht auch Menschen von außerhalb an. Wenn diese die Vielfalt der Geschäfte sehen und zufrieden sind, kommen sie gerne wieder.

HOMBURG1: Was darf ich als Besucher an dem verkaufsoffenen Feiertag denn alles erwarten.

Annette Germann: Es wird am Donnerstag viele Straßenmusiker quer über die Stadt verteilt geben, welche die Menschen unterhalten – das ist beim Mantelsonntag auch schon sehr gut angekommen. Auf dem Christian-Weber-Platz wird es eine Kids-Fun-Arena geben. Der gesamte Platz ist nur für die Kinder zurechtgemacht, das war uns sehr wichtig. Wir haben außerdem mehrere Food-Trucks fürs kulinarische Wohlergehen aufgestellt. Vormittags ist auf dem Marktplatz noch der tolle Open-Air-Gottesdienst und Abends dann die Generalproble fürs Klassik-Open-Air. Die gesamte Stadt wird den ganzen Tag über „bespielt“ werden, überall ist etwas los.

HOMBURG1: Braucht es denn heute genau solche Events um die Menschen überhaupt noch in die Stadt zu locken?

Annette Germann: Das ist nicht immer so, wir hatten auch schon verkaufsoffene Tage ohne Events, die sehr gut ankamen. Aber wenn es zusätzliche Events gibt, kommen immer nochmal mehr Leute zu uns. Und je mehr Menschen in die Stadt kommen, desto mehr profitieren wir Händler davon.

HOMBURG1: Kaufen die Leute an solch einem Tag auch wirklich oder bummeln sie nur und schauen sich die Waren an?

Annette Germann: In den meisten Fällen ziehen unsere Events auch wirklich kauffreudiges Publikum an. Klar wollen aber auch viele Kunden einfach nur gucken. Sich orientieren, schauen was es so Neues gibt, Qualität angreifen und live die Vielfalt begutachten. Ich finde das wichtig denn dabei sind viele Kunden, die dann auch wiederkommen.

HOMBURG1: Ist Homburg als Einkaufsstadt denn noch „sexy“?

Annette Germann: Ja auf jeden Fall. Gerade durch die vielen inhabergeführten Geschäfte sind wir vielen anderen Städten um einiges voraus. Unsere Geschäfte haben eben einen besonderen Flair. Man wird als Kunde geschätzt und wie ein König behandelt. Viele kennen ihre Kunden mittlerweile mit Namen, man kennt oft deren Probleme und Wünsche und kann gezielt darauf eingehen. Das ist nicht nur sexy sondern in unseren Zeiten absolut Gold wert und das schätzen unsere Kunden sehr.

HOMBURG1: „Sexy“ kann und sollte in einer Stadt auch das Erscheinungsbild sein. Egal ob die hellere Bepflasterung, der neue Blumenschmuck oder die Beleuchtung, hier hat sich in den letzten Monaten einiges getan. Kommt das einem besseren Einkaufserlebnis entgegen?

Annette Germann: Wir profitieren hier alle voneinander. Die Stadt ist viel abwechselungsreicher geworden, wir haben eine tolle Gastronomie, viele inhabergeführte Geschäfte unterschiedlichster Art, das neue helle Pflaster macht die Altstadt noch freundlicher. All das sind Komponenten warum die Menschen gerne zu uns kommen.

HOMBURG1: Frau Germann, vielen Dank für ihre Zeit und weiterhin viel Erfolg.

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2 Kommentare

  1. Ich denke hier, kommt es stark auf die Branche an. Sonntags z. B. habe ich anders vor als Schoppen zu gehen. Und auch an Feiertagen ruhe ich mich aus. Ich kaufe auch kaum online, ich unterstütze gerne Ladengeschäfte favorisiert in meiner Region. Mir kommt es auch nicht auf z. B. 40 € an. Kürzlich habe ich mir als Triathlet zum Laufen und Rennradfahren die Bose SoundSport Free Kopfhörer in Homburg bei einem Expert Händler gekauft. Bei Amazon wären die 40 € günstiger gewesen, ich unterstütze aber lieber Händler, ich will morgen auch noch dort einkaufen können.

  2. Gute Idee und ein wenig stolz bin ich schon, dass es Homburg war, initiiert durch eine Homburgerin , die dies als erste saarländische Stadt verwirklichte. Kann mir vorstellen, dass NK im nächsten Jahr mitzieht. Wie “man” Zweibrücker an diesem Tage nach Homburg hätte locken können? Mit Autogramm-, bzw Interviewstunden der Mannschaft des 1.FCK. Für nächstes Jahr gleich mal vorplanen Frau German.

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