In einer experimentellen Studie haben der Psychologe Dr. Frederic Hilkenmeier und Sascha Hoffmann, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Fresenius in Hamburg, erstmals den Effekt von Gratisgetränken in der Gastronomie auf die Höhe des Trinkgelds für das Servicepersonal untersucht. Dazu haben sie zwei Experimente mit insgesamt 640 Tischgesellschaften in einem griechischen und einem deutschen Restaurant durchgeführt. Die Ergebnisse sind nun in dem renommierten wissenschaftlichen Journal of Hospitality & Tourism Research erschienen.
In Deutschland ist es üblich, die Rechnung direkt bei dem zuständigen Kellner zu bezahlen. In der Regel geben Gäste fünf bis zehn Prozent Trinkgeld. Ob und wie Kellner die Höhe ihres Trinkgeldes mit dem Ausgeben eines Gratisgetränkes beeinflussen können, haben die beiden Forscher in zwei Experimenten analysiert. Ihrer Untersuchung liegt die These der Reziprozität zugrunde, der zu Folge jeder Empfänger einer Gefälligkeit unter dem Druck steht, diese zu erwidern.
Das erste Experiment wurde in einem griechischen Restaurant durchgeführt. In der Versuchsanordnung boten die Kellner insgesamt 403 Gastgruppen / Tischgesellschaften entweder während des Essens, gleichzeitig mit der Rechnung oder als Kontrollgruppe erst nach dem Bezahlen einen kostenlosen Ouzo an. Da es in vielen griechischen Restaurants üblich ist, einen Ouzo spendiert zu bekommen, führte das Forscherteam ein weiteres Experiment in einem deutschen Restaurant mit einem ähnlichen Forschungsdesign durch. Hier erhielten 121 Gäste ein Gratisgetränk während des Essens und 116 zusammen mit der Rechnung.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kunden das Geschenk großzügig erwidern, indem sie das Trinkgeld signifikant erhöhen. „Dieser Effekt ist besonders stark, wenn das Getränk mit der Rechnung gebracht wird, da sich die Gäste mutmaßlich besonders stark verpflichtet fühlen, sich mit einem großzügigen Trinkgeld zu revanchieren“, erklärt Hilkenmeier. „Das Servicepersonal kann folglich durch einen geschickten Einsatz eines Gratisgetränks seine Trinkgelder erheblich und mühelos erhöhen, indem es die Norm der Reziprozität ausnutzt.“ „Interessant wäre es, in zukünftigen empirischen Untersuchungen auch die langfristigen ökonomischen Effekte von Geschenken auf Restaurants als Ganzes zu untersuchen, also ob die Kunden dadurch häufiger wiederkommen“, ordnet Hoffmann die Ergebnisse ein.
Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Idstein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem Studienzentrum in New York gehört mit über 17.000 Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbildung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfältiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und innovatives Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat gewürdigt.