Fotos: Künstler-Agentur
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Namen können manchmal zu falschen Schlussfolgerungen führen. Etwa bei Idil Baydar. Wer glaubt, dass sich dahinter eine waschechte Türkin verbirgt, irrt gewaltig. Das einzig Türkische an Idil sind ihre Eltern. Sie selbst ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Dennoch hat sie zwei unterschiedlich geprägte Kulturen erlebt. Und die Erfahrungen in einem Bühnenprogramm verarbeitet. “Deutschland, wir müssen reden!” – so der Titel des Kleinkunstabends am Donnerstag, 28. April, in der Stadthalle St. Ingbert.
Ein ganzes Land wird zum Gespräch gebeten. Ein Land, in dem Idil Baydar lebt und das ihr zunehmend Sorgen bereitet. Sie hat als hier geborene und vom Umfeld geprägte Berlinerin einiges an Migrations-Hintergründigkeit zu bieten und tut das gerne und vehement. Vor allem in ihren beiden Bühnenfiguren Jilet Ayse und Gerda Grischke. Hier treffen Türkei und Deutschland auf eindrucksvolle und gewollt nachhaltige Weise aufeinander.
Die Frau ist ein Albtraum. Für den Trainingsanzug mussten viele kleine Polyester ihr Leben lassen, dennoch hält das Kleidungsstück nur notdürftig die beachtliche Körperfülle von Jilet Ayse zusammen. Gekrönt wird die Sache von einer Frisur, die durch zahllose Farbexperimente in Heimarbeit zum borstig gewordenen Haarnest mutiert ist. Kein Klischee ist zu dick, dass es Idil Baydar hier nicht noch dezent verteilen könnte. Jilet ist achtzehn, sie strebt einer Ehe mit Ayak Ahmed entgegen, der gefälschte Adidas-Anzüge verkauft und seiner Jilet ab und zu den Hintern versohlt, was diese in Ordnung findet, weil: „Das ist ein Mann!“. Jilet Ayse ist schwer und gewichtig, rein und rassig und glaubt das auch noch, wenn sie in den Spiegel schaut. Der ansonsten übrigens hauptsächlich dem Zuschauer vorgehalten wird.
Gerda Grischke ist das Gegenstück zu ihrer türkischstämmigen Nachbarin. Die typische Berliner Schnauze aus dem Milieu steht zu allem, was schon immer so war und noch nie so war und immer so sein wird. Während vor unseren Augen ein Pulverfass mit vermeintlichem Geschwätz explodiert, wird uns unsere Ansammlung an Vorurteilen hinten aus der Hosentasche geklaut und bleibt hoffentlich für immer verschwunden. Im Gegensatz zu Idil Baydar. Sie soll auch weiterhin alle Menschen erreichen, die noch nicht begriffen haben, dass man auch und vor allem übers Lachen zur Wahrheit kommen kann.
Karten zum Abend mit Idil Baydar am Donnerstag, 28. April um 20 Uhr, in der St. Ingberter Stadthalle gibt es zum Preis von 19 Euro (ermäßigt 16 Euro – Ermäßigung erhalten Schüler, Studierende, Auszubildende, Bundesfreiwilligendienstleistende und Empfänger von Leistungen nach SGB II) bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen. Zentraler Vorverkauf und Postversand: Tickets unter www.reservix.de, Hotline für Ticketbuchungen: 01806 700 733.

 

 

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